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AlfredoPioda

1.11.1848 Locarno, 7.11.1909 Locarno, Freidenker, von Locarno. Sohn des Giacomo (1852), Chirurgen, und der Carolina geb. Bazzi. Enkel von Giovan Battista (->). Neffe von Domenico Bazzi. Ledig. Nach dem Progymnasium in Locarno besuchte P. das Kollegium Landriani und das Gymnasium in Lugano. Danach studierte er an den Univ. Pisa, Turin und Heidelberg, wo er 1870 in Jurisprudenz promovierte. In Mailand begann er ein Praktikum als Advokat, das ihn aber nicht befriedigte. Deshalb kehrte P. nach Heidelberg zurück, wo er einen zweiten Abschluss in Philosophie erlangte. Dann liess er sich endgültig in Locarno nieder, widmete sich der Geschichte, der Literatur, der Theosophie und dem Spiritismus und schrieb darüber Artikel, Abhandlungen und Bücher. Zudem übersetzte er zahlreiche fremdsprachige Texte ins Italienische. P. war eher ein Denker als ein Mann der Tat, was ihn jedoch nicht hinderte, sich mit abgeklärter Unparteilichkeit auch politisch zu engagieren. 1884-87 war er Gemeinderat in Locarno, 1893-1909 Tessiner Grossrat und Nationalrat. Obwohl P. Mitglied der liberalen Partei und 1900 Parteipräs. war, wandte er sich immer gegen das Sektierertum und den Ausschliesslichkeitsanspruch, die das polit. Leben im Tessin beherrschten. Sein Hauptinteresse galt der Bildung. Mit seinen Vorschlägen trug er wesentlich zur Erneuerung des kant. Schulsystems bei. P. teilte die Ideen der Revolution von 1890, hielt sich aber abseits. Nach 1893 wurde er zum Ideologen des gemässigten und pragmat. Flügels der Regierung von Rinaldo Simen und trat für eine neue Form des öffentl. Lebens und eine gemeinsame Anstrengung für das Gemeinwohl ein. Doch seine These einer allmähl. Entwicklung vertrug sich schlecht mit der Absicht der Radikalen, die Entwicklung im Tessin mit einer Flut von Erlassen voranzutreiben. Daraus entstand eine Polemik, die 1902 zur Spaltung in einen radikalen Flügel und einen freisinnigen Hauptstrom führte.

Quellen und Literatur

  • Baleni, 1889
  • Le confessioni di un visionario, 1892
  • Pax, 1892
  • ASTI, FamA
  • F. Pedrotta, Alfredo P. nella vita e nelle opere, 1935
  • ESI, 1936, Nr. 7-8
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 751
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Zitiervorschlag

Andrea Ghiringhelli: "Pioda, Alfredo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.04.2011, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003532/2011-04-04/, konsultiert am 29.03.2024.