de fr it

GiuseppeCattori

Porträt von Giuseppe Cattori. Fotografie, 1923 (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).
Porträt von Giuseppe Cattori. Fotografie, 1923 (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).

24.5.1866 Sonogno, 18.7.1932 Muralto, katholisch, von Sonogno. Sohn des Celestino, Bauern, und der Lucia geborene Miossi. Marianna Andreoli. Giuseppe Cattori besuchte die Gymnasien Sant'Eugenio in Locarno und Saint-Michel in Freiburg und schloss 1889 an der Universität Bern sein Rechtsstudium ab. 1889 war er Präsident der Lepontia, 1892 des Schweizerischen Studentenvereins. Er absolvierte das Anwaltspraktikum bei Gioachimo Respini, dem Anführer der Tessiner Konservativen. Cattori sass 1892 im kantonalen Verfassungsrat und wurde 1893 für die Konservativen in den Tessiner Grossrat gewählt, wo er bis 1920 blieb. 1896, als sich die Konservativen in die gemässigten «Giubiasker» und die unnachgiebigen «Respinianer» spalteten, gehörte er zu Letzteren und wurde Redaktor ihres Organs «La Libertà». Nach der Wiedervereinigung der Partei 1901 betätigte er sich mit Eligio Pometta als Redaktor der neuen Parteizeitung «Popolo e Libertà»; später war er während fast 20 Jahren deren Direktor. Bald wurde er zusammen mit Giuseppe Motta zu einem der wichtigsten Exponenten der Tessiner Rechten. 1909 erfolgte seine erste Wahl in den Tessiner Staatsrat, wo er bis 1912 das Baudepartement führte. 1912 rückte er für den in den Bundesrat gewählten Giuseppe Motta in den Nationalrat nach und hatte dieses Amt bis 1915 und nochmals 1917-1919 inne. 1915-1917 war Cattori wieder Staatsrat (Innen- und Justizdepartement), ebenso ab 1921 bis zu seinem Tode (Erziehungs- sowie Justiz- und Polizeidepartement).

Begräbnisse und Tänze. Karikatur über die Rolle Cattoris im sogenannten governo di paese, veröffentlicht in der satirischen Zeitschrift Il Ragno vom 11. November 1922 (Privatsammlung).
Begräbnisse und Tänze. Karikatur über die Rolle Cattoris im sogenannten governo di paese, veröffentlicht in der satirischen Zeitschrift Il Ragno vom 11. November 1922 (Privatsammlung). […]

Sein politisches Gewicht trat vor allem zwischen 1921 und 1923 zutage, als er dank der Übereinkunft mit den Sozialisten die Basis für das sogenannte governo di paese legte, mit welchem die 1919 ausgebrochene Verfassungskrise überwunden werden konnte. Die Verfassungsnorm, die seinen Namen trägt (formula Cattori), sah vor, dass eine Partei ohne absolute Stimmenmehrheit auch in der Regierung nicht die absolute Mehrheit haben konnte; sie brachte eine Art modernes Konkordanzsystem (sistema consociativo) in den Kanton und setzte den politischen Streitereien im Stile des 19. Jahrhunderts ein Ende. Von entscheidender Bedeutung war zudem seine Regierungstätigkeit im folgenden Jahrzehnt, die hauptsächlich durch die in Bern vorgebrachten Forderungen nach gebührender Berücksichtigung des Tessins geprägt war. Als wichtig erwies sich auch die Rolle, die Cattori in Regierung und Partei im Kampf gegen die Gefahren des Irredentismus und Faschismus spielte.

Quellen und Literatur

  • Ore d'Italia, 1917 (21988)
  • Giuseppe Cattori, uomo e politico, 1983
  • Uomini nostri, hg. von A. Lepori, F. Panzera, 1989, 65-70
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Fabrizio Panzera: "Cattori, Giuseppe", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.09.2005, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003500/2005-09-12/, konsultiert am 11.04.2024.