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PlinioBolla

3.1.1859 Locarno, 23.8.1896 Olivone, kath., von Castro. Sohn des Luigi (->) und der Marietta Leone. Fanny Blanchoud. Nach dem Gymnasium in Locarno besuchte B. die Akad. in Lausanne, wo er 1879 sein rechtswiss. Studium abschloss. Er absolvierte ein Praktikum beim Anwalt Stefano Gabuzzi in Bellinzona und eröffnete danach in Olivone eine eigene Praxis. B. war ein sehr begabter und geschätzter Jurist und wurde in die ausserparlamentar. Kommission berufen, welche die Vorschläge zur Vereinheitlichung des schweiz. Zivilrechts prüfte. 1895-96 war er Gemeindepräs. von Olivone, ab 1892 liberal-radikaler Grossrat (Präs. 1894), 1893-96 Nationalrat. 1893 wurde er in den Staatsrat gewählt, verzichtete aber auf das Amt. Er war Mitglied der kant. Konstituante von 1892 und der speziellen Komm. für das Projekt einer Verfassungsrevision. B., der miterlebt hatte, wie seine Fam. in die heftigen Kämpfe zwischen Liberalen und Konservativen im Bleniotal verwickelt wurde, war auf der ständigen Suche nach dem "Wort, das versöhnt und überzeugt", und bekämpfte offen all diejenigen, "die das Monopol der Wahrheit und Rechtschaffenheit für sich beanspruchen". Vergeblich versuchte er als Anhänger einer entschlossenen, aber die Gesetze respektierenden Politik die Ungeduld der Radikalen zu zügeln, welche von 1889 an nach einem bewaffneten Sturz des konservativen Regimes trachteten. Nach dem Tessiner Putsch vom 11.9.1890 wurde er vom Bundesrat zur Teilnahme an die Konferenzen von Bern berufen, an denen die Einführung der gemischten Regierung und des Proporzsystems im Tessin beschlossen wurde. 1895 wurde er Präs. der Liberal-Radikalen und versuchte als solcher ― im Geiste der neuen Institutionen und des Friedenswillens des Bundesrats ― das Gleichgewicht zwischen moderater und radikaler Strömung in der Partei zu halten.

Quellen und Literatur

  • ASTI, Fonds Luigi Colombo
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 727
  • L. Bolla, "L'ora arriva sempre". Il tempo breve di Plinio B. (1859-1896), 1997
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Zitiervorschlag

Andrea Ghiringhelli: "Bolla, Plinio", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.05.2004, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003490/2004-05-24/, konsultiert am 29.03.2024.