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Sierra Leone

Situationskarte Sierra Leone © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Sierra Leone © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Die britische Besitzung Sierra Leone erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Aufschwung, weshalb sich eine Schweizer Kolonie entwickelte. 1920 hielten sich rund 100 Schweizer im Land auf, meist Deutschschweizer Kaufleute. Gute Wirtschaftsaussichten, der Wunsch nach einer konsularischen Vertretung in Westafrika sowie die geografische Lage auf halbem Weg zwischen London und Kapstadt führten 1920 zur Eröffnung eines Konsulats in Freetown. Nach der Weltwirtschaftskrise, nach vergeblichen Bemühungen, die Goldförderung auszubauen sowie nach Rivalitäten mit britischen und französischen Händlern ging die Schweizer Präsenz in Sierra Leone leicht zurück. Gebiete mit besseren Wachstumsaussichten wie die späteren Staaten Ghana oder Nigeria wurden für Schweizer attraktiver. 1938 wurde das Konsulat nach Accra versetzt, während in Freetown nur eine Konsularagentur blieb. Die meisten Schweizer arbeiteten für grosse Handelsgesellschaften, andere leiteten Hotels oder Kleinbetriebe. Die Schweizer Vereine in Sierra Leone entwickelten sich wenig, da die Schweizer selten länger im Land blieben. Am 17. April 1961 anerkannte der Bundesrat die Unabhängigkeit Sierra Leones und eröffnete ein Generalkonsulat in Freetown. Die Schweizer Botschaft in Dakar knüpfte 1962 weitere Beziehungen, 1966 jene in Accra und später jene in Abidjan. 1963 übernahm Alusuisse den Betrieb einer Bauxitmine in Sierra Leone und entwickelte sich zum Rückgrat der Schweizer Präsenz. 1970 wurde das Land zum wichtigsten Rohstofflieferanten des Konzerns. 1970 und 1980 erlaubten die Bundesbehörden die Ausfuhr von Kriegsmaterial nach Sierra Leone, wenn auch aufgrund der politischen Instabilität Westafrikas nur zurückhaltend. Die Schweizer Entwicklungshilfe beschränkt sich auf Einzelprojekte. 1983 setzte der Bundesrat Sierra Leone auf die Liste der ärmsten Entwicklungsländer, denen Zollpräferenzen gewährt werden. Während des Bürgerkriegs 1991-2002 leistete die Eidgenossenschaft Nothilfe und unterstützte auch den 2002 von der Uno geschaffenen Sondergerichtshof zur Untersuchung der Kriegsverbrechen. 2007 schlossen die beiden Länder zwei bilaterale Verträge ab, welche die gesamten Schulden Sierra Leones gegenüber der Schweiz in der Höhe von 27,9 Mio. Franken erliessen.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Sierra Leone", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.09.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003464/2011-09-12/, konsultiert am 17.04.2024.