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Korea

Situationskarte Korea © 2002 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Korea © 2002 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Das Königreich Korea, das bis 1895 ein Vasallenstaat Chinas war, hatte sich 1876 unter dem Druck Japans gegenüber dem Ausland öffnen müssen. 1893-1894 schlug der Bundesrat, wie die Grossmächte zuvor, den Abschluss eines Handelsabkommens vor, doch der Vertrag wurde wegen des Chinesisch-Japanischen Kriegs von 1894-1895 und des Siegs von Japan (welches das sogenannte Land der Morgenstille 1910 annektierte) nicht unterzeichnet; die Kontakte blieben eng beschränkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liessen sich einige Dutzend Schweizer, insbesondere Missionare, in Korea nieder, das bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs japanisch blieb.

Der Koreakrieg 1950-1953 bot der Schweiz die Gelegenheit, ihre Guten Dienste zur Verfügung zu stellen. Nachdem der Bundesrat schon 1951 von den Vereinigten Staaten angefragt worden war, willigte er 1953, nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Panmunjom im Juli, in die Teilnahme von Schweizer Offizieren und Diplomaten an zwei neutralen Kommissionen ein, deren eine mit der Heimschaffung der Kriegsgefangenen (1953-1954), die andere mit der Überwachung des Waffenstillstandsabkommens (Neutral Nations Supervisory Commission, NNSC) beauftragt war. Die Schweiz und Schweden nahmen auf Vorschlag der westlichen Länder, Polen und die Tschechoslowakei auf jenen der kommunistischen Staaten hin teil. Trotz der in der Schweiz ausgelösten Debatte und der tatsächlichen Begrenzung des Einsatzes trug dieser zur Aufwertung der nach dem Zweiten Weltkrieg stark kritisierten Neutralität bei. Die Schweizer Mission, 1953 96 Mann stark (davon zwei Drittel Offiziere), ging 1956 auf 12, 1983 auf sechs Mitglieder zurück. Nach 1995 verblieben nur noch die Schweizer und die Schweden im Land; sie waren nur noch von Südkorea anerkannt, da Nordkorea 1993 die tschechische und 1995 die polnische Mission ihrer Funktion enthoben und die Verbindungen zur NNSC abgebrochen hatte.

Südkorea

Südkorea wurde 1962 durch den Bundesrat anerkannt; 1964 nahm er mit dem Land diplomatische Beziehungen auf und eröffnete 1965 in Seoul ein Konsulat, das 1969 in eine Botschaft umgewandelt wurde. Mehrere bilaterale Abkommen wurden geschlossen: 1971 Förderung und Schutz der Investitionen, 1975 Luftverkehr, 1977 Marken- und Patentschutz, 1980 Doppelbesteuerung. Brown Boveri, Nestlé, Ciba-Geigy, Sandoz und andere Schweizer Firmen gingen Kooperationen mit koreanischen Partnern ein (Infrastrukturbau, Zement, Chemie, Maschinen, Uhren). 1986 wurde die Schweiz zum viertgrössten Investor in Südkorea. Die Schweizer Bankiers und Industriellen beklagten sich allerdings über Diskriminierungen im Vergleich zu ihren japanischen oder amerikanischen Konkurrenten sowie über Fälschungen im Uhren- und Textilsektor. Gefördert durch öffentliche und Bankkredite sowie durch offizielle und private Gespräche, verstärkte sich die schon beachtliche Intensität des Austauschs in den 1980er Jahren, trotz interner politischer Wirren und der Krise, die 1983 durch den Abschuss eines südkoreanischen Zivilflugzeugs durch die Sowjets ausgelöst wurde (was einen öffentlichen Protest des Bundesrats nach sich zog). Die Zahl der in Südkorea niedergelassenen Schweizer stieg von etwa 20 1960 auf über 100 1980 und über 200 1990; im Jahr 2000 waren es 134. Ab 1986 lebten rund 500 Südkoreaner in der Schweiz. Im Jahr 2000 waren es 982. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey erstattete Südkorea 2003 als erste Aussenministerin der Schweiz einen offiziellen Arbeitsbesuch.

Nordkorea

Nach 1953 beschränkten sich die Kontakte zwischen Nordkorea und der Schweiz auf die Rolle, die die Eidgenossenschaft bei der Beobachtung des Waffenstillstands spielte. Sporadisch ab 1967 geführte bilaterale Gespräche führten im Dezember 1974 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen (von der Schweizer Botschaft in Peking betreut) und zu Handelsgeschäften, die teilweise durch die Exportrisikogarantie abgedeckt waren. Nordkorea zog Industrielle aus der Chemie-, der Maschinen- und der Uhrenbranche an, aber seine Schulden gegenüber schweizerischen Industrie- und Finanzgesellschaften überstiegen schon 1977 die Summe von 110 Mio. Franken. Zudem setzten auch die politische Divergenzen den lockeren bilateralen Beziehungen Grenzen. Ab 1995 bekam Nordkorea internationale humanitäre Hilfe zur Linderung der Not infolge schlechter Ernten; zu diesem Zeitpunkt betrug der Schweizer Anteil, der unter anderem in Form von Lebensmittelhilfe und Dünger erfolgte, 10%.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • DDS 4, 267-270, 303-307, 318-319
  • HbSG, 1183, 1214, 1221, 1231
  • U.A. Müller-Lotska, Schweizer Korea-Mission im Wandel der Zeit, 1953-97, 1997
  • 50 Jahre Schweizer Militärdelegation in der NNSC, Panmunjom, Korea, 1953-2003, 2003 (Beil. ASMZ, 2003, Nr. 9)

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Korea", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.07.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003416/2014-07-01/, konsultiert am 19.03.2024.