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Zypern

Staat und Insel im östlichen Mittelmeer. 2001 lebten auf der ganzen Insel schätzungsweise 865'587 Personen, davon ca. 74% griechische Zyprioten sowie 23% Zyperntürken und türkische Einwanderer aus Anatolien.

Im Spätmittelalter bestanden Beziehungen zwischen dem Haus Lusignan, das die Herrschaft über Zypern innehatte, und Savoyen; Anna von Zypern lebte als Gattin des Herzogs Ludwig von Savoyen in Genf, wo sie eine Kapelle stiftete. 1488-1571 war Zypern venezianisch, danach osmanisch. 1878 kam die Insel unter britische Verwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen bei den zypriotischen Griechen und Türken Forderungen nach dem Anschluss an das jeweilige «Mutterland» die Oberhand (Enosis, d.h. Anschluss ganz Zyperns an Griechenland bzw. Taksim, Teilung). Ab 1955 kämpften griechische Partisanen für die Enosis. Im Februar 1959 verhandelten Abgeordnete der Türkei, Griechenlands und Grossbritanniens in Zürich über den zukünftigen Status Zyperns. Der kurz darauf in London abgeschlossene Dreimächte-Vertrag schuf die Voraussetzungen für die Unabhängigkeit. An der Ausarbeitung einer föderativen Verfassung mit Anleihen beim konstitutionellen System der Schweiz war der Lausanner Rechtsprofessor Marcel Bridel als neutraler juristischer Berater beteiligt. 1960 wurde die Republik Zypern proklamiert. Die Schweiz anerkannte sie noch im gleichen Jahr. Die Schweizerische Konsularagentur, die in Nikosia seit 1937 bestand, wurde 1983 in ein Generalkonsulat, 1990 in eine Botschaft umgewandelt. Zypern unterhält Generalkonsulate in Genf und Zürich.

Als die Regierung Zyperns 1963 die politischen Rechte der türkischen Minderheit einschränkte, brach ein Bürgerkrieg zwischen den beiden zypriotischen Volksgruppen aus. 1964 entsandten die Vereinten Nationen eine Friedenstruppe, die von der Schweiz seit deren Gründung durch einen Finanzbeitrag unterstützt wird. 1974 kam es in Zypern zu einem von der Athener Junta organisierten Putsch, der den Anschluss an Griechenland erzwingen sollte. Die Türkei besetzte daraufhin nahezu 40% der Insel und vertrieb mehr als 150'000 griechische Zyprioten. Seither ist die Insel entlang der sogenannten Attilalinie, die mitten durch Nikosia führt, geteilt. Mit Ausnahme der Türkei hat kein Staat die 1983 proklamierte Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Die griechisch-zypriotische Regierung hat 1990 für die ganze Insel die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) beantragt. Zahlreiche unter Aufsicht der Vereinten Nationen durchgeführte Vermittlungsversuche endeten ergebnislos, so auch die Verhandlungen in Glion bei Montreux 1997.

Der griechische Süden stieg von Ende der 1970er Jahre an zu einem bedeutenden Handels- und Finanzplatz auf (zum Teil anstelle Beiruts). In den 1990er Jahren wurde Zypern auch für Schweizerinnen und Schweizer ein beliebtes Ferienziel: 1991 besuchten 50'000, 1995 110'000 und 2001 76'600 Touristen aus der Schweiz die Insel. Wohnhaft waren in Zypern 2001 390 Schweizer Staatsangehörige, 85 Zypriotinnen und Zyprioten lebten in der Schweiz. Ein Abkommen zwischen der Schweiz und der Republik Zypern über soziale Sicherheit trat 1997 in Kraft. Der Saldo der Handelsbilanz zwischen Zypern und der Schweiz fiel seit der Unabhängigkeit Zyperns zugunsten der Schweiz aus. Die Schweiz liefert Zypern vor allem Chemikalien, Maschinen, Fahrzeuge und Uhren, aus Zypern werden landwirtschaftliche Produkte und Textilien in die Schweiz eingeführt. Beziehungen der Schweiz zu Zypern bestehen auch auf wissenschaftlichem Gebiet (Ausgrabungen in Alt-Paphos unter Franz Georg Maier).

Situationskarte Zypern © 2001 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Zypern © 2001 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Quellen und Literatur

  • F.G. Maier, Zypern, 1982
  • P. Tzermias, Gesch. der Republik Zypern, 1995
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ekkehard Wolfgang Bornträger: "Zypern", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.03.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003377/2014-03-03/, konsultiert am 29.03.2024.