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LeChâtelardVD

Das Schloss und seine Rebberge. Fotografie von Gaston de Jongh, um 1950 © Fonds de Jongh, Musée de l'Elysée, Lausanne.
Das Schloss und seine Rebberge. Fotografie von Gaston de Jongh, um 1950 © Fonds de Jongh, Musée de l'Elysée, Lausanne.

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Waadt, seit 1798 Bezirk Vevey, heute Teil der politischen Gemeinde Montreux. Le Châtelard umfasste 17 Dörfer: Crin, Sâles, Chêne, Pallens, Pertit, Chernex, Sonzier, Les Avants, Vernex, La Rouvenaz (1863-1929 eine Fraktion der Gemeinde), Clarens, Tavel, Planchamp, Baugy, Chailly, Brent, Chaulin. 1456 castellarii. 1953-1961 Montreux-Châtelard. Seit der Fusion mit Les Planches 1962 heisst die Gemeinde Montreux. 1764 1521 Einwohner; 1798 1860; 1860 2970; 1910 11'859; 1960 12'222.

1295 erwarb Girard d'Oron vom Bischof von Sitten das Viztum Montreux in der Pfarrei Montreux. 1317 trat dessen Erbe Girard II. dem Grafen von Savoyen den östlichen Teil ab, der später Les Planches bilden sollte, und behielt die Herrschaft Le Châtelard. 1338 ging diese durch Heirat in den Besitz von Baron François von La Sarraz über, Vogt der Waadt und des Chablais. Er verpflichtete sich 1352 zum Bau einer Festung, die im Kriegsfall Zuflucht bieten sollte. Das Vorhaben wurde aber erst 1440 durch Jean de Gingins ausgeführt, dem Ehemann von Marguerite de La Sarraz. Dieser bestätigte 1457 die von 1449 datierenden Freiheiten der Pfarrei Montreux. Die Herrschaft war in acht Meierämter unterteilt – im 19. Jahrhundert wurde sie durch fünf Kreise ersetzt – und hing direkt vom Herzog von Savoyen bzw. der Vogtei Chablais ab. 1476 wurde das Schloss geplündert und niedergebrannt, später wieder aufgebaut (wird heute für Empfänge vermietet). Die de Gingins verloren ihr Hab und Gut. Amédée de Gingins erwirkte 1490 die Rückgabe der Herrschaft an seinen Neffen François, der 1496 einen dreissigköpfigen Rat einsetzte. Le Châtelard wurde bis ins 18. Jahrhundert von diesem Rat und den Gemeindevorstehern verwaltet. Unter Berner Herrschaft, von 1536 bis 1798, gehörte Le Châtelard zur Landvogtei Chillon/Vevey. 1549 erwarb Charles de Challand die Herrschaft, 1571 erfolgte der Verkauf an die Stadt Vevey, 1573 ging sie an den Lothringer Gaspard d'Anglure, dann an Antoine d'Allinges (Herr von Coudrée in Savoyen), später an den Bündner Jean Baptiste Rotta, 1596 an Gabriel de Blonay über. 1661 gelangte sie in die Hände von Françoise de Blonay, der Frau von Etienne de Tavel, Bannerherrn von Vevey. 1708 wurde Le Châtelard schliesslich an Emmanuel Bondeli verkauft, Burger von Bern und Vogt von Aubonne. Bis 1798 blieb die Herrschaft im Besitz dieser Familie.

Die Pfarrkirche befand sich in der Gemeinde Les Planches. Nach der Reformation setzte der Baron zwei Drittel des Kirchenrates ein, den er zudem während zwei von drei Jahren präsidierte. Der 1817 in Clarens angelegte Friedhof wurde 1868-1886 vergrössert. Der östliche Teil wurde nicht mehr benutzt, um Platz für den 1937 erfolgten Bau der reformierten Kirche zu schaffen. Im 13. Jahrhundert wird eine Burg in Chailly erwähnt. 1807 erfolgte der Verkauf des Gemeindehauses von Sâles, 1801 jener der Maison nationale von Clarens. Der Weinbau ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Dank des milden Klimas entwickelte sich die Gegend seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Sommerkurort. 1746-1751 wurden Strassenverbindungen verbessert, zudem Sturzbäche und Flüsse eingedämmt. In dieser Zeit konnten auch mehrere Brücken gebaut und verbreitert werden: Die Brücke von Montreux entstand 1846, jene von Brent 1901. 1889-1891 befand sich auf dem Gebiet der Pfarrei ein gedeckter Markt, der 1989-1991 wieder hergestellt wurde. Das Rathaus und das Schulhaus für die Mittelstufe entstanden 1894-1897. 1861 erfolgte der Anschluss an die Simplonbahnlinie, 1901 jener an die Montreux-Berner-Oberland-Bahn. 1903 wurde der Bahnhof von Montreux errichtet, 1909 die Montreux-Glion-Bahn, 1910 die Standseilbahn Les Avants-Sonloup sowie 1911 die Clarens-Chailly-Blonay-Bahn.

Quellen und Literatur

  • R. Ducrest, Le village de La Rouvenaz, Liz. Lausanne, 2 Bde., 1995

Zitiervorschlag

Evelyne Lüthi-Graf: "Châtelard, Le (VD)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.09.2005, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003327/2005-09-08/, konsultiert am 19.03.2024.