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Hirslanden

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, 1893 in die Stadt Zürich eingemeindet. Hirslanden umfasste bis ins 20. Jahrhundert auch die Gebiete Balgrist und Eierbrecht, die 1913 bzw. 1964 den Nachbarquartieren Riesbach bzw. Witikon angegliedert wurden. 946 Hirslanda. 1467 28 Haushaltungen; 1671 554 Einwohner; 1771 990; 1850 1404; 1900 5408; 1950 11'374; 1980 7185; 2005 6859.

Römische Siedlungsreste wurden in der Klus entdeckt. Hirslanden gehörte nach der Offnung Stadelhofens (Mitte 14. Jh., Neuauflage 1538) zum Kelnhof Stadelhofen des Fraumünsters, das Mitte des 13. Jahrhunderts die Familie Mülner aus dem Zürcher Stadtadel mit der Vogtei und der niederen Gerichtsbarkeit über den Hof Stadelhofen belehnte. Die Mülner verfügten auch über die Blutgerichtsbarkeit, ein Reichslehen, das 1333 bestätigt wurde. 1358 verkauften sie ihre Rechte über Stadelhofen an die Stadt Zürich. 1384 wurde Stadelhofen und somit auch Hirslanden in die zürcherische Obervogtei Küsnacht eingegliedert. Die Gemeinde entstand mit der Einteilung der Vorstadtgebiete in Steuer- und Militärbezirke, die sogenannten Wachten, im 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert legten die Bürger ein Gemeindegut an, als sie wegen Schulden aus den Kappelerkriegen eine Sondersteuer erheben mussten. 1586 verlangte die Gemeinde einen silbernen Becher als Einzugsgebühr, einen Einzugsbrief erhielt sie erst 1752. Ein Gemeindehaus wird 1636 erwähnt. Hans Conrad Gygers Plan des "Stadelhofer Zehntens" von 1650 zeigt Hirslanden als Streusiedlung mit einem schwach ausgeprägten Zentrum. Kirchlich gehörte Hirslanden zum Grossmünster, benützte aber mit anderen Aussengemeinden 1611-1834 die alte Kreuzkirche (mit Friedhof). 1834 gründete Hirslanden zusammen mit Hottingen und Riesbach die Kirchgemeinde Neumünster. Im 15. Jahrhundert ist ein Begardenhaus "im Nessental" bezeugt, das in der Reformationszeit säkularisiert wurde. Zwei Schmieden und eine Mühle sind im 14. und 15. Jahrhundert erwähnt. 1805 führte Heinrich Zeller aus Balgrist die Seidenindustrie ein. Mitte des 19. Jahrhunderts lebte fast die Hälfte der Einwohner bereits von der Industrie. Das Steueraufkommen von Hirslanden (1880 pro Einwohner 1910 Fr.) lag deutlich hinter denjenigen der Nachbargemeinden und der Stadt Zürich (9104 Fr.) zurück. Zahlreiche Probleme, die mit dem Wachstum der Siedlung zusammenhingen, regelte die Gemeinde im Verband mit den Nachbargemeinden Hottingen und Riesbach oder im Rahmen der Kirchgemeinde. 1871 leitete Hirslanden mit der teilweisen Unterstellung des Gemeindegebietes unter das kantonale Baugesetz von 1863 den Wandel zur städtischen Siedlung ein (1875 Strassenplan, 1886 erster Bebauungsplan für das Blutbuchareal). 1846 wurde die Forchstrasse ausgebaut. Tramverbindungen in die Stadt bestehen seit 1894, die Forchbahn seit 1912. Der Eingemeindung in die Stadt Zürich 1893 stimmte Hirslanden mit einer Mehrheit von 76% zu. Die Gründung der Gartenstadt-Genossenschaft Im Kapf, die über grosszügige Reihenhäuser verfügt, erfolgte 1913.

Quellen und Literatur

  • Chronik der Kirchgem. Neumünster, 1889
  • E. Trachsler, "Uff dem Balgrist", 1953
  • Hundert Jahre Gross-Zürich, Ausstellungskat. Zürich, 1993, 90-99
  • Hirslanden, Riesbach, 2003
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Hirslanden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.07.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003137/2013-07-01/, konsultiert am 29.03.2024.