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Seebach

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, 1934 in die Stadt Zürich eingemeindeter Vorort im Glatttal. 1212 Sebach. 1467 12 Haushalte; 1634 238 Einwohner; 1850 806; 1900 2850; 1930 5612; 1960 17'289; 1980 20'308; 2000 17'840.

Ferdinand Keller entdeckte 1845 eisenzeitliche Grabhügel im Bereich Jungholz/Gujerstrasse. Eine Landnahme im Frühmittelalter ist wenig wahrscheinlich, zumal das Toponym Seebach zu den sekundären, aus Flurnamen entstandenen Ortsnamen zählt. Vielmehr ist an die Schliessung einer Siedlungslücke im Hochmittelalter zu denken. Die beiden Dorfteile Ober- und Ausserdorf besassen zwei verschiedene Zelgensysteme, eine Siedlungsverdichtung um die bzw. zwischen den Dorfkernen fand bis ins 19. Jahrhundert nicht statt. Ausser über den Chorherren- oder Meyerhof des Grossmünsters (Ausserdorfstrasse 9-13, 1878 abgetragen) übte das Fraumünster überall die niedere Gerichtsbarkeit aus und verfügte über die grundherrlichen Rechte. Hochgerichtlich gehörte Seebach zur Grafschaft Kyburg und kam so 1428 zur Stadt Zürich. Nach der Säkularisation des Fraumünsters 1526 wurde Seebach vollumfänglich in die Obervogtei Schwamendingen integriert.

Das Ausserdorf Seebach gehörte im Mittelalter zur Pfarrei Kloten, das Oberdorf mit der Filialkirche St. Niklaus (1370 erwähnt, nach der Reformation profaniert) zur Pfarrei Rümlang. 1664 erfolgten der Neubau der Kirche und die Einsetzung eines Pfarrers; die reformierte Kirchgemeinde wurde erst 1863 gegründet. Die katholische Pfarrei mit der Kirche Maria Lourdes besteht seit 1935.

Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdichteten und erweiterten sich – zunächst noch langsam – die Siedlungszonen. 1897 nahm die Strassenbahn Zürich-Oerlikon-Seebach den Betrieb auf, die 1908-1930 bis nach Glattbrugg verkehrte und seit 1931 zu den Städtischen Strassenbahnen Zürich (heute VBZ) gehört. In den 1880er Jahren setzte im Gefolge der industriellen Entwicklung der Nachbargemeinde Oerlikon eine rege Bautätigkeit ein. Um die Wende zum 20. Jahrhundert war Seebach zu einem Wohnquartier der Oerlikoner Fabrikarbeiterschaft geworden (1900 37% Wegpendler nach Oerlikon und 9% nach Zürich). Die Gesamtzahl der Industriearbeiter an der erwerbstätigen Wohnbevölkerung betrug 1923 fast 75%. Deshalb galt Seebach als finanzschwache Gemeinde. Die 1909 vom Gemeindepräsidenten lancierte sogenannte Seebacher Initiative, die ein grösseres finanzielles Engagement des Kantons im Schulwesen verlangte, wurde 1912 zugunsten eines Gegenvorschlags der Regierung abgelehnt. 1931 stimmte Seebach mit überwältigender Mehrheit der Eingemeindung in die Stadt Zürich zu. Bereits 1893 war ein Verschönerungsverein ins Leben gerufen worden, den 1934 ein Quartierverein ablöste. Die letzte grosse Bauphase erlebte Seebach durch den 1945 einsetzenden genossenschaftlichen Wohnungsbau, der sich im Ortsbild hauptsächlich in Mehrfamilienhäusern in Reihenbauweise niederschlug. Damals war Seebach vor allem bei jungen Familien beliebt. Nach 1970 nahm die Zahl der Einpersonenhaushalte in Seebach im Verhältnis zur übrigen Stadt deutlich zu; eine gewisse Überalterung der Bevölkerung begann sich abzuzeichnen. Seebach hat auch Anteil am Trend- und Wachstumsquartier Zürich Nord. 1965-1973 wurde das Fernsehzentrum Zürich an der Leutschenbachstrasse errichtet.

Quellen und Literatur

  • Unser Seebach, 1983
  • Hundert Jahre Gross-Zürich: 60 Jahre 2. Eingemeindung 1934, Ausstellungskat. Zürich, 1994, 116-127
  • B. Fritzsche, «Seebach», in Baukultur in Zürich 1, 2002, 108-119
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Seebach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003127/2012-11-28/, konsultiert am 29.03.2024.