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SchwamendingenGemeinde

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Zürich, ursprünglich Haufendorf an einem Strassenkreuz im Glatttal, 1934 in die Stadt Zürich eingemeindet. 9. Jahrhundert Svvamudinga. 1467 11 Haushalte; 1637 155 Einwohner; 1799 422; 1836 632; 1850 1160; 1900 1042; 1930 2460; 1950 13'930; 1960 33'360; 2000 28'272.

Bei archäologischen Ausgrabungen in der alten Kirche Schwamendingens trat ein frühmittelalterliches Gräberfeld mit Beigaben aus dem 6. Jahrhundert zutage. Das Dorf Schwamendingen, das hochgerichtlich zur Grafschaft Kyburg gehörte, erscheint als kompakter Bestandteil der Grundherrschaft des Zürcher Grossmünsters, das bis zur teilweisen Säkularisation 1526 auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Die Offnungen für Schwamendingen stammen aus dem 14. Jahrhundert, die heute noch erhaltenen Gebäulichkeiten des Kelnhofs von 1556. Eine Ziegelbrennerei ist im 16. Jahrhundert zu fassen. In Schwamendingen teilten sich die Verkehrswege von Zürich nach Winterthur bzw. ins Zürcher Oberland. Der Ort profitierte von seiner günstigen Verkehrslage, indem die hablichen Bauern für die Steigung nach Zürich Pferde und Ochsen für den Vorspann vermieteten.

Die archäologisch nachgewiesene romanische Kirche ist 1271 als Filiale des Zürcher Grossmünsters bezeugt (Nikolauspatrozinium 1481 erwähnt). Die gotische Kirche, die sie im 15. Jahrhundert ersetzt hatte, wurde 1674 umgebaut. Im Spätmittelalter befand sich in Schwamendingen ein Beginenhaus (1449 erwähnt). Schwamendingen wurde erst 1872 selbstständige Kirchgemeinde. Die Gründung der katholischen Pfarrei erfolgte 1951, die Galluskirche wurde 1957 geweiht.

In der Helvetik wurde Oerlikon Schwamendingen angegliedert, 1872 dann aber wieder von diesem getrennt. Der Kanton Zürich als Rechtsnachfolger des Grossmünsterstifts und die Hubengenossenschaft Schwamendingen (Holzkorporation) führten wegen der ehemaligen Stiftswaldungen einen mehrjährigen Rechtsstreit, der 1870 mit einem Vergleich vor dem Bundesgericht endete. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Zürich-Winterthur 1856 geriet Schwamendingen gegenüber den benachbarten Zentren Wallisellen und Oerlikon ins Hintertreffen und blieb vorerst gewerblich-bäuerlich geprägt. Die 1906 in Betrieb genommene Strassenbahn in die Zürcher Innenstadt wurde 1931 durch Autobuslinien ersetzt. Seit 1986 führen zwei Tramlinien der Verkehrsbetriebe Zürich nach Hirzenbach bzw. Stettbach (Anschluss an die S-Bahn beim Bahnhof Stettbach). Die 1980 eröffnete A1 spaltet Schwamendingen in zwei Teile. Nach der Eingemeindung 1934 wurde ein Quartierverein ins Leben gerufen, 1974 die Zunft Schwamendingen. Als Stadtkreis 12 bildet Schwamendingen seit 1971 eine Verwaltungseinheit. Baulich entwickelte sich das Stadtquartier bis in die 1940er Jahre nur den Strassenachsen entlang; erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ganze Talebene mit Reihenhäusern, Wohnblocks und Hochhäusern überbaut. Der kommunale und genossenschaftliche Wohnungsbau setzte 1941 mit der Wohnsiedlung Au ein, in der die Stadt Einfamilienhäuser mit Pflanzland für Arbeitslose bereitstellte. 2010 war Schwamendingen ein reines Wohnquartier mit einem hohen Anteil an preisgünstigen Wohnungen, was mit ein Grund für den verhältnismässig hohen Anteil an Ausländern an der Wohnbevölkerung sein dürfte (2001 34,5%).

Quellen und Literatur

  • Hundert Jahre Gross-Zürich: 60 Jahre 2. Eingemeindung 1934, Ausstellungskat. Zürich, 1994, 104-115
  • D. Kurz, «Schwamendingen», in Baukultur in Zürich 1, 2002, 77-85
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Schwamendingen (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003126/2011-11-10/, konsultiert am 19.03.2024.