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EngeZH

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich mit der Zivilgemeinde Leimbach (ZH), 1893 in Zürich eingemeindet. 1210 in Engi superiori. 1637 254 Einwohner; 1678 404; 1789 737; 1836 1482; 1850 2277; 1888 5109.

Der Vorortsbahnhof Zürich-Enge und der Tessinerplatz, fotografiert von Ludwig Macher 1927, ein Jahr nach dem Ende der Bauarbeiten (Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich).
Der Vorortsbahnhof Zürich-Enge und der Tessinerplatz, fotografiert von Ludwig Macher 1927, ein Jahr nach dem Ende der Bauarbeiten (Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich). […]

Streusiedlung mit später Zentrumsbildung, die 1423 als Teil der Vogtei Wollishofen hoch- und niedergerichtlich zu Zürich kam. Enge gehörte zur Pfarrei St. Peter (Zürich). Die 1361 erwähnte Dreikönigskapelle wurde 1525 profaniert, 1890 abgebrochen. Ein 1776 erbautes Bet- und Schulhaus wurde 1899 abgetragen. Die 1882 gebildete Kirchgemeinde Enge-Leimbach erhielt 1894 eine von Alfred Friedrich Bluntschli gestaltete monumentale Neurenaissancekirche. Dem Kirchenbau war ein Rechtsstreit bis vor Bundesgericht mit dem verkaufsunwilligen Landbesitzer Adolf Guyer-Zeller vorangegangen.

Das Dorf ging aus einem städtischen Steuer- und Militärbezirk hervor, der Wacht Dreikönigen. Diese trat 1480 erstmals selbstständig handelnd auf. Dorforgane (sogenannte Geschworene) sind ab 1549 fassbar. Einzugsbrief (1558) und Gemeindegutsrechnung (1589) markieren die weitere kommunale Entwicklung. 1624 erwarb die Gemeinde eine Liegenschaft als Gemeinde- oder Gesellenhaus, stiess sie aber wenig später zugunsten der Taverne «Zum Sternen» ab (1833 verkauft, 1892 abgebrannt). Enge unterstand teilweise dem städtischen Gewerbebann. Hier befanden sich Bleichen und die Seidenzwirnerei Johannes Schaufelberger, später bis 1830 die Kattundruckerei Meyer. 1789 waren fünf von 24 Landwirten Vollbauern, die 45% des Bodens besassen. Reiche Stadtbürger hatten bereits im Spätmittelalter Landsitze in Enge erworben. 1789 verfügten sie über 16 Jucharten Reben (17%). Etappen des Ausbaus der kommunalen und stadtzürcherischen Infrastruktur sind die Seestrasse 1834, die Gasbeleuchtung 1864, die linke Seeuferbahn 1875, die Strassenbahn 1882, die Quaianlagen von Arnold Bürkli 1887 sowie die Tonhalle 1895. Die Gemeinnützige Gesellschaft entstand 1831, die Zunft Drei Königen 1897. Im 19. Jahrhundert differenzierte sich die Siedlungsentwicklung: Auf den Moränenzügen und am See entstand das repräsentativste Villenviertel Zürichs mit dem 1782 von Johannes Werdmüller erbauten Muraltengut, dem 1831 von Heinrich Escher (1776-1853) als Familiensitz errichteten Belvoir, der 1857 von Leonhard Zeugheer entworfenen Villa Wesendonck des Förderers von Richard Wagner, Otto Wesendonck (seit 1945 Museum Rietberg für aussereuropäische Kultur), sowie dem 1898 erbauten Palais Henneberg des Seidenfabrikanten Gustav Henneberg (1969 abgetragen). Die sogenannte Innere Enge mit der Ausfallachse Bleicherweg wurde zum Stadterweiterungsgebiet Zürichs. Den Hinterhang gegen die Sihl prägten Industriebauten wie die Gasfabrik (1865-1893), die 1866 gegründete Wirkwarenfabrik Leuthold und die 1867 erstellte Brauerei Hürlimann. In einer kantonalen Volksabstimmung von 1891 lehnte Enge die Eingemeindung mit nur fünf Stimmen Unterschied ab. Den Wandel zum Geschäftsviertel leiteten drei Versicherungsgesellschaften ein, die in Enge markante Hauptsitze erstellten: 1897 die Rentenanstalt, 1899 die Zürich-Versicherung und 1913 die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft.

Quellen und Literatur

  • BAZ
  • StadtA Zürich, GemA Enge
  • P. Guyer, Die Gesch. der Enge, 1980
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Enge (ZH)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.11.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003116/2004-11-23/, konsultiert am 29.03.2024.