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Albisrieden

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Zürich, 1934 in die Stadt Zürich eingemeindet (Kreis 9 zusammen mit Altstetten). Die Gemeinde umfasste das Dorf Albisrieden, den Hof Triemli und den Nordosthang des Üetlibergs bis knapp unter dessen Gipfel. 874-887 Rieda (villula iuxta monte Albis). 1467 ca. 115 Einwohner; 1634 243; 1836 496; 1900 1218; 1930 2961; 1970 19'279; 1990 17'195 (ehemaliges Gemeindegebiet).

In die Ur- und Frühgeschichte datieren Funde am Uetliberg. Ein römischer Gutshof lag bei der ehemaligen Richtstätte nahe der Strasse Zürich-Baden. Die frühmittelalterliche Siedlung Albisrieden gehörte zum ältesten, 874-887 bezeugten Grundbesitz des Zürcher Grossmünsters. Die Vogteirechte lagen bei den Reichsvögten; sie kamen über die Lenzburger und Zähringer um 1218 an die Freiherren von Schnabelburg, die sie an Jakob Mülner von Zürich verliehen. Dieser verkaufte 1255 die Hoch- und Niedergericht umfassenden Rechte der Grossmünsterpropstei. 1526 wurden sie von der Stadt Zürich übernommen, die Albisrieden bis 1798 der Obervogtei Wiedikon unterstellte. 1798 wurde die politische Gemeinde Albisrieden im Distrikt Zürich gebildet. Die älteste bekannte Offnung datiert von 1346, der erste Einzugsbrief von 1596. Kirchlich gehörte Albisrieden zum Grossmünster; die 1270 erwähnte Filialkapelle war St. Ulrich und St. Konrad geweiht. Nach der Reformation blieb sie eine Filiale des Grossmünsters, das bis ins 19. Jahrhundert Grundzinsen und Zehnten bezog. 1816-1817 wurde die Kirche im klassizistischem Stil neu erbaut. 1831 übernahm Zürich die Kollatur; 1866 wurde Albisrieden eine selbständige reformierte Kirchgemeinde. 1949-1950 folgte der Bau einer zweiten reformierten Kirche, 1954-1955 der Bau der katholischen Kirche St. Konrad.

Die hauptsächlich vom Ackerbau lebende Bevölkerung betätigte sich schon Ende des 17. Jahrhunderts in der Protoindustrie (Wollkämmeln). Ab 1847 führte eine neu erbaute Kunststrasse den Verkehr von Zürich in das Knonauer Amt über das Triemli anstatt durch das Dorf Albisrieden. Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Pendler in die Fabriken Zürichs und seiner Vororte. Arbeiteten um 1850 noch knapp 50% der Erwerbstätigen im 1. Sektor, so waren es 1930 noch 4%. Nach 1845 siedelten sich einige Kleinfabriken beim Dorf an, und etwa ab 1900 entstand ein Industriegebiet an der Nordost-Peripherie der Gemeinde: 1906 Autofabrik Arbenz, 1922 Albiswerke (seit 1971 Siemens-Albis), 1927 Zollfreilager. 1923 wurde das Dorf, 1926 das Triemli an das städtische Strassenbahnnetz angeschlossen, was die Bautätigkeit im Einflussbereich beider Linien intensivierte. Die verkehrsmässige, bauliche und wirtschaftliche Verbindung sowie die starke Zuwanderung förderten in Albisrieden den Wunsch nach der Vereinigung mit der Stadt Zürich, die 1931 von 92% der Stimmenden bejaht wurde. Der Eingemeindung folgte bis in die 1960er Jahre eine praktisch flächendeckende Überbauung (u.a. 1961-1970 Stadtspital Triemli) des mit der Stadt zusammengewachsenen Quartiers, wobei der Kern des ursprünglichen Haufendorfes erhalten blieb.

Quellen und Literatur

  • Zürcher Quartierchronik, hg. von E. Hermann, 1952, 9-22
  • P. Kläui, «Albisrieden im Mittelalter», in Jahrheft der kulturellen Komm. Albisrieden 11, 1961, 5-30
  • B. Haas et al., Hundert Jahre Gross-Zürich, 1994, 56-67
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Albisrieden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.05.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003109/2001-05-15/, konsultiert am 28.03.2024.