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Bonfol

Politische Gemeinde des Kantons Jura, Bezirk Pruntrut. Grosses Dorf im Nordosten der Ajoie und an der schweizerisch-französischen Grenze gelegen. 1136 Bunfol, deutsch früher Pumpfel. 1770 805 Einwohner; 1850 1263; 1900 1340 (Bahnbau); 1950 1017; 2000 679; 2010 681, 2020 663.

Bonfol: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Bonfol: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Ein frühmittelalterliches Gräberfeld wurde 1885 bei Cras Chalet nördlich des Dorfs entdeckt. Im Mittelalter teilte Bonfol die Geschicke der Vogtei Ajoie, die Ende des 13. Jahrhunderts zum Fürstbistum Basel kam. Gemäss Überlieferung soll Bonfol anstelle der in den Burgunderkriegen von Stephan von Hagenbach, einem Gefolgsmann Karls des Kühnen, zerstörten Dörfer Bonfol-le-Vieux, Trunchéré und Vareroille entstanden sein. Die Gemeinde gehörte in der frühen Neuzeit zum Meieramt von Cœuve, 1792-1814 zu den französischen Departementen Mont-Terrible bzw. Haut-Rhin, 1816-1830 zum bernischen Oberamt Pruntrut und 1831-1978 zum bernischen Amtsbezirk Pruntrut. Seit 1979 ist Bonfol Teil des jurassischen Bezirks Pruntrut. 1836 wurde es zu einer Gemischten Gemeinde. Das Dorf unterstand kirchlich bis 1619 Damphreux. Danach bildete Bonfol zusammen mit Vendlincourt eine Pfarrei, die bis 1779 Teil der Diözese Besançon war. Die Kirche Saint-Laurent wurde 1783-1784 gebaut. Das Bauerndorf ist vor allem durch seine Töpferei bekannt geworden, die Caquelons (feuerfeste Steingutpfannen) herstellte. Dieses Handwerk (1770 waren 24 der 123 Familienvorstände Töpfer) wurde ab 1912 durch die Fabrikproduktion abgelöst. Der letzte Hersteller von Keramik ging 1999 in Konkurs. Seit 1901 verbindet die Bahn Bonfol mit Pruntrut, was die industrielle Diversifikation förderte. Neben die Töpferei traten 1914-1918 die Herstellung von kleinen Kugellagern und Uhrgehäusen. Bei Le Largin, einem schmalen, ins elsässische Gebiet ausgreifenden Landstreifen, begann während des Ersten Weltkriegs die Westfront. Die Etangs de Bonfol, 1497 erstmals erwähnt und 1751-1754 vom Basler Fürstbischof als Fischweiher eingerichtet, stehen seit 1961 unter Naturschutz.

In einer ehemaligen Tongrube im Gebiet der Wasserscheide von Rhein und Rhone deponierte die Basler Pharmaindustrie (Chemische Industrie) 1961-1976 ihre Giftabfälle ohne Rücksicht auf die Umwelt. Schon früh machte die Behörde Décharge industrielle de Bonfol (DIB) auf das erhöhte Risiko einer Verschmutzung durch den Chemiemüll aufmerksam. Nach zwei Kampagnen (1986-1989, 1991-1996), den Bemühungen von Kanton und Bund (Altlasten-Verordnung, 1998) sowie verstärktem Druck durch Greenpeace und das französische Umweltministerium liess die Basler Chemische Industrie (BCI) das Gelände schliesslich sanieren. Zahlreiche Vorbereitungsarbeiten liefen bis 2010, ab 2016 wurden 220'000 Tonnen Abfälle ausgehoben und in einem Sondermüllofen in Deutschland verbrannt. 2018-2019 erfolgte die Renaturierung des Gebiets.

Quellen und Literatur

  • Vautrey, Louis: Le Jura bernois. Notices historiques sur les villes et les villages du Jura bernois, Bd. 1, 1863, S. 25-36 (Neudruck 1979).
  • Ammann, Christian; Dubail, André: Porrentruy – Bonfol – Alsace. Histoire de la liaison ferroviaire internationale Porrentruy – Dannemarie via Bonfol et Pfetterhouse, 1983.
  • Schaller, Claude-Henri; Weck, Hervé de: Bonfol. Le Largin au «kilomètre 0» du front Ouest, 1914-1918, 2014.
  • Ribeaud, José: Maudite décharge. Histoire d'un site contaminé et de son assainissement à la frontière franco-suisse, 20152.
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1136: Bunfol
Endonyme/Exonyme
Pumpfel (deutsch nicht mehr gebräuchlich)

Zitiervorschlag

Dominique Prongué: "Bonfol", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.05.2021, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002978/2021-05-06/, konsultiert am 28.03.2024.