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HeinrichKunz

1.3.1793 Oetwil am See, 21.8.1859 Uster, reformiert, von Oetwil am See. Sohn des Hans Heinrich, Bauern, und der Susanna Heusser. Ledig. Sekundarschule in Männedorf, Handelslehre in einer Baumwollspinnerei in Gebweiler im Elsass. Noch während der Ausbildung überzeugte er den Vater, auf seinem Bauerngut eine Handspinnerei einzurichten. 1811 trat er ins väterliche Geschäft ein, 1811-1816 errichtete er mit anderen Kaufleuten in Schaffhausen eine Spinnerei und mietete in der Stegernmühle bei Wetzikon (ZH) Räume für eine dritte Fabrik. Als Erster entdeckte er den Aabach als Wasserkraftstandort. In Oberuster baute er 1816 mit eigenen Mitteln seine erste Grossspinnerei mit einem fünfgeschossigen, für die damalige Zeit sehr grossen Fabrikgebäude. Nach dem Tod des Vaters 1825, der ihm rund eine halbe Mio. Franken hinterliess, baute er eine weitere Spinnerei in Niederuster und 1828 eine in Windisch. Ende der 1830er Jahre besass Heinrich Kunz mit einem Anteil von 9% aller schweizerischen Spindeln das grösste Spinnereiunternehmen des Landes. Zwischen 1835 und 1845 kaufte er Spinnereien in Adliswil, Linthal, Rorbas und Kemptthal hinzu. Nach diesen Erwerbungen hatte er rund 150'000 Spindeln in Betrieb, beschäftigte 2000 Arbeitskräfte und erzielte einen Umsatz von 3,5 Mio. Franken. Kunz galt als der grösste Spinnereiunternehmer seiner Zeit in Europa und erhielt den Spitznamen «Spinnerkönig». Er setzte seine Interessen den Arbeitskräften gegenüber rücksichtslos durch und war sozialpolitisch kaum engagiert. Zürcher Kantonsrat. Oberstleutnant. Seine Neffen Heinrich Zollinger und Johannes Wunderli-Zollinger führten das Unternehmen unter dem Namen Heinrich Kunz weiter, erwarben bis 1880 weitere Betriebe und waren mit 245'000 Spindeln und rund 2700 Beschäftigten die damals grössten Arbeitgeber in der schweizerischen Industrie. 1893 erfolgte die Umfirmierung in Wunderli, Zollinger & Cie., vormals Heinrich Kunz; 1898 wurde die verschuldete Kommanditgesellschaft in die AG der Spinnereien von Heinrich Kunz umgewandelt. 1912 erwarb der Textilkonzern W. Wolf & Söhne in Stuttgart das Aktienpaket samt der vier verbliebenen Spinnereien.

Quellen und Literatur

  • BLAG, 465 f.
  • M. Baumann, Gesch. von Windisch, 1983, 507-594
  • T. Marty, «Heinrich Kunz, der "Spinnerkönig" Europas», in Heimatspiegel, 1993, Nr. 9, 66-71; Nr. 10, 74-79
Von der Redaktion ergänzt
  • Bosshard, Werner: Spinnerkönig Heinrich Kunz, 1793-1859. Biographie und Briefedition, 2021 (Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, 119/1-2).
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 1.3.1793 ✝︎ 21.8.1859

Zitiervorschlag

Sarah Brian Scherer: "Kunz, Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.11.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/029621/2007-11-02/, konsultiert am 29.03.2024.