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Tschugg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Erlach, Verwaltungskreis Seeland, am Südosthang des Jolimont gelegen, umfasst das Dorf Tschugg und die 1946 eingemeindete ehemalige Kleingemeinde Mullen. 1221 Shuc. 1764 272 Einwohner; 1850 400; 1888 335; 1900 453; 1950 532; 2000 522.

Bronzezeitliche Siedlungsreste und ein darüberliegender römischer Gutshof (1.-3. Jh.) wurden im Steiacher entdeckt, eine zweite Villa in Mullen. Nicht datierbar sind im Riedernacker zu Tage getretene Kupfer- und Bronzeabfälle, die von einer Giesserei stammen könnten. Als Teil der Herrschaft Erlach kam Tschugg 1474 zu Bern, verwaltet wurde es im Landgericht Ins als Innerer Viertel. Auf dem Boden der heutigen Gemeinde lagen die Rebbauorte Entscherz (Wüstung), Tschugg und Mullen, die je eigene Zelgfluren aufwiesen. Wichtigste Grundbesitzerin in Tschugg war die einheimische, ab dem 16. Jahrhundert in Bern verburgerte Familie Berseth, deren Hof ab 1358 als Laubenhaus bezeichnet wurde. Das Anwesen kam 1678 durch Heirat an die von Steiger aus der sogenannten schwarzen Familienlinie und wurde im 18. Jahrhundert zum Landsitz ausgebaut. Im 19. Jahrhundert gelangte es an den Kanton Bern; seit 1889 beherbergt es die Klinik Bethesda, heute ein Zentrum für Neurorehabilitation. Das Areal umfasst den 1973-1976 restaurierten Landsitz mit Gutsbetrieb, ein Rebgut und eine Gärtnerei. Ehemaliges Weideland zwischen dem Dorf Tschugg und Foferen wurde 1885 entwässert und urbarisiert; 1974 erfolgte die Güterzusammenlegung. Der einst wichtige Rebbau ging infolge von Rebkrankheiten nach 1900 stark zurück und wird erst seit 1974 wieder gepflegt (1879 42 ha; 2011 6 ha). Der grösste Arbeitgeber in der Gemeinde ist die Klinik.

Quellen und Literatur

  • Tschugg: röm. Gutshof, hg. von H.-M. von Kaenel, M. Pfanner, 1980
  • H.-R. Egli, Die Herrschaft Erlach, 1983
  • K. Glauser et al., Tschugg-Steiacher, 1996
  • M. Schindler, Bauinventar der Gem. Tschugg, 2000
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Tschugg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000290/2013-11-05/, konsultiert am 28.03.2024.