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Lochmatter

Alteingesessene Familie des Vispertals bzw. des Nikolaitals (Mattertal), deren Name wohl auf den Weiler Lochmatten bei St. Niklaus (VS) zurückgeht. Ein Zweig findet sich 1443 in Evolène, wo er heute noch existiert, ein weiterer um 1500 in Siders. 1505 erwarb Anton Lochmatter das Bürgerrecht in Visp, wo er als Parteigänger von Kardinal Matthäus Schiner zu politischen Ehren gelangte (1513 und 1526 Kastlan von Visp). Einer seiner Nachkommen, Theodul Lochmatter, wurde im 17. Jahrhundert Zendenhauptmann von Visp. Der Visper Zweig erlosch im 19. Jahrhundert. Die Lochmatter von St. Niklaus traten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem aufkommenden Fremdenverkehr und Alpinismus ins Rampenlicht. Josef-Marie Lochmatter (1833-1882) gehörte mit seinen Brüdern Franz Josef Lochmatter (1825-1897) und Alexander Lochmatter (1837-1917) zu den Pionieren des Bergführerwesens. Franz Josef Lochmatter, Erstbesteiger des Lyskamms 1861, zog nach Macugnaga und eröffnete das Hotel Monte Rosa. Alexander Lochmatter, Führer des englischen Alpinisten Edward Whymper, eröffnete in St. Niklaus die Pension Lochmatter. Josef-Marie Lochmatter wurde Stammvater einer der berühmten Bergführerdynastien von St. Niklaus. Neben zahlreichen Matterhornbesteigungen (darunter 1868 die zweite Begehung des Hörnligrats nach der Katastrophe anlässlich der Erstbesteigung; Matterhorn) festigten viele Erstbegehungen im Wallis, in Chamonix und in der Dauphiné seinen Ruf. Zudem baute er die erste Matterhornhütte. Er verunglückte am 12. August 1882 mit seinem ältesten Sohn Alexander Lochmatter (1863) an der Dent Blanche und hinterliess fünf unmündige Söhne, die alle hervorragende Bergführer wurden: Josef Lochmatter (1872-1915), der Erstbesteigungen nicht nur in den Alpen, sondern auch in den Anden (Aconcagua und Tupungato in der Expedition Edward Fitzgerald mit Matthias Zurbriggen) unternahm; Rudolf Lochmatter (1874-1923), Führer Geoffrey Winthrop Youngs; Raphael Lochmatter (1876-1960), der neben Erstbegehungen in den Alpen eine Expedition in den Kaukasus durchführte; Franz Lochmatter (1878-1933), Leiter von vier Expeditionen in den Himalaya; Gabriel Lochmatter (1881-1958), der zahlreiche Erstbegehungen mit Valentine J.E. Ryan unternahm. Josef Lochmatters Sohn Erwin (1911-1987), Franz Lochmatters gleichnamiger Sohn (1924-1988) sowie Rudolf Lochmatters Söhne Xaver (1901-1993), Emil (1905-1931), Hermann (1907-2000) und Arthur (1917-1998) setzten die Bergführertradition in der dritten Generation fort, während die vierte Generation nur noch mit Arthur Lochmatters Sohn Thomas (1961) vertreten ist.

Quellen und Literatur

  • Ruppen, Peter Josef; Summermatter, Viktor; Fux, Hermann: Heimatbuch St. Niklaus, 1975 (20052).
Von der Redaktion ergänzt
  • Imboden, Christian: Berge. Beruf, Berufung, Schicksal. Die St. Niklauser Bergführer als Wegbereiter des internationalen Alpinismus, 2013.

Zitiervorschlag

Bernard Truffer: "Lochmatter", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.08.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028746/2023-08-28/, konsultiert am 29.03.2024.