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Pflug

Drei Pflugtypen vom Ende des 18. Jahrhunderts, dargestellt auf einer Tafel im Anhang des Werks Beyträge zur nähern Kenntniss des Schweizerlandes von Hans Rudolph Schinz, Zürich, Füssli, 1784, Bd. 5 (Burgerbibliothek Bern).
Drei Pflugtypen vom Ende des 18. Jahrhunderts, dargestellt auf einer Tafel im Anhang des Werks Beyträge zur nähern Kenntniss des Schweizerlandes von Hans Rudolph Schinz, Zürich, Füssli, 1784, Bd. 5 (Burgerbibliothek Bern).

Der P. (mhd. phluoc) ist das wichtigste Ackergerät. Er dient zum Aufreissen und Umbrechen der Erde. Bereits im Neolithikum bekannt waren hölzerne Furchenstöcke und Hakenpflüge (lat. aratrum) mit Scharen aus Knochen oder Steinlamellen, die aufschürften, aber nicht umbrachen. Der für Rätien erstmals im 1. Jh. v.Chr. bezeugte tiergezogene Räderpflug (lat. carruca) erhielt sich in der Grundform bis ins 19. Jh. Der ma.-neuzeitl. Beet- oder Räderpflug bestand aus Vor- (Vorderteil mit Rädern) und Hauptpflug: Am hölzernen Pflugbaum (Grindel) mit Haltevorrichtung waren die eiserne Schar (mhd. wägisen, wägessen, pflugisen) und das bewegl. Streichbrett (Riester) zum Umbrechen befestigt. Der schwere P. benötigte drei bis vier Ochsen oder zwei Pferde zum Ziehen und zwei Personen zur Bedienung: Das Führen der Tiere verlangte Exaktheit, das Halten des P.s Kraft und Geschick (Heben, Wenden). Pflügen bestand im Strauchen (Aufreissen der Grasnarbe) und Tiefpflügen (lat. arare; mhd. eren, buwen, achern). Zum Strauchen diente ein leichter Struchpflug (Riss-, Schälpflug) oder ― bei nur einem P. ― ein der Schar vorgesetztes Pflugmesser (Sech). Die Pflugleistung war mit einer Juchart (etwa ⅓ ha) pro Tag gering. Der Pflügung folgte das Zerkleinern der Schollen mit Egge oder Hacke (Haue). Letztere, im Garten-, Bünt- und Kartoffelbau verwendet, war das Ackergerät der Kleinbauern und Tauner. Im Berggebiet benützte man räderlose, leichte Hakenpflüge (Vor-, Nachpflug: Graubünden), Hacken (Berner Oberland, Wallis) oder Grabschaufeln (Grabscheit: St. Gallen).

Seit den 1820er Jahren traten neben den schweren "alten" P. (auch als Schweizer-, Alemannen-, Luzernerpflug bezeichnet) vereinzelt leichtere P.e (u.a. Brach-, Schaufel-, Aargauer-, Passauf-, Holländerpflug). Die Verteuerung der landwirtschaftl. Arbeitskräfte beschleunigte ab 1880 den Einsatz besserer P.e: Revolutionär war der eiserne, beidseitig wendbare Selbsthalter- oder Brabantpflug, der einen Arbeiter einsparte. Mit der Motorisierung ― ab 1918 traten vereinzelt Motorpflüge, ab 1950 traktorgezogene ein- bis mehrscharige P.e nebst Spezialpflügen (Scheiben-, Kreisel-, Schraubenpflug usw.) auf ― sparte man Arbeitszeit ein (Landmaschinen).

Quellen und Literatur

  • Musée romand de la machine agricole, Gingins
  • Schweiz. Museum für Landwirtschaft und Agrartechnik, Alberswil
  • Idiotikon 5, 1243-1246; 7, 135-138
  • Dicziunari Rumantsch Grischun 1, 1939-1946, 330-349
  • P. Scheuermeier, Bauernwerk in Italien, der ital. und rätorom. Schweiz, 2 Bde., 1943-1956
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft in der 1. Hälfte des 19. Jh., 1956
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft 1850 bis 1914, 1978
  • H. Moser, Der schweiz. Getreidebau und seine Geräte, 1988
  • M. Lachiver, Dictionnaire du monde rural, 1997
Weblinks

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Pflug", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028686/2010-09-28/, konsultiert am 19.03.2024.