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Gampelen

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Erlach. Strassendorf am Fuss des Jolimont mit Aussenhöfen sowie Gebietsanteilen am Grossen Moos und als einzige bern. Gemeinde am Neuenburgersee. 1179 Champion, 1228 Champlun. Franz. Champion. 1894 Eingemeindung von Rothaus (ehemals Teil der Gem. Marin-Epagnier). 1764 170 Einw.; 1850 283; 1870 264; 1900 527; 1950 902; 1980 789; 2000 812.

Die Dorfgrenzen im Ausschnitt des Generalplans von Gampelen, 1786 (Staatsarchiv Bern, AA IV Erlach 24) © Foto Frutig, Bern.
Die Dorfgrenzen im Ausschnitt des Generalplans von Gampelen, 1786 (Staatsarchiv Bern, AA IV Erlach 24) © Foto Frutig, Bern. […]

Verschiedene mesolith., neolith. und bronzezeitl. Siedlungsstellen (u.a. spätbronzezeitl. Ufersiedlung auf der ehem. Insel Witzwil). Röm. Siedlungsreste zwischen Zihlbrücke (Gem. Gals), G. und Witzwil (Gem. Ins): Strassendamm übers Moos, Münzen, Ziegel. Als Teil der Herrschaft Erlach gelangte G. 1395 an Savoyen und 1474 an Bern, verwaltet in der Landvogtei Erlach. Die Martinskirche (1228 erw., Wiederaufbau nach Brand 1513, 1674-75 Saalneubau) entstand vermutlich über einer röm. mansio (Herberge und Pferdewechselstation). Von den Gf. von Neuenburg-Nidau kam der Kirchensatz im 14. Jh. an Bern. Dieses inkorporierte 1485 das damals der Kirche Ins unterstellte G. dem Berner St. Vinzenzstift. Während der Reformation wurde G. wieder selbstständige Kirchgemeinde, zu der heute auch Gals gehört. Das ehem. Rebbaudorf an der Landstrasse Bern-Neuenburg lag erhöht über dem als Allmendweide genutzten Moos, das vom SpätMA an Schauplatz von Nutzungszwisten mit den Nachbardörfern war. Die ehem. Patrizieranwesen Stauffer- und Herrenhaus zeugen vom früher bedeutenden Rebbau. Beim Fanelgut befand sich bis zur Juragewässerkorrektion 1874-83 (Zihlkanal als westl. Gemeindegrenze) eine Fähre mit Wirtshaus. Jahrelange Urbarisierung öffneten das Moos dem Gemüse- und Zuckerrübenbau. Der Tannenhof wurde 1889 pionierhaft als Arbeiterheim für sozial Entwurzelte eingerichtet (heute 60-70 Bewohner) und besitzt mit Le Vallon einen Ableger in Lignières. Die Bahnlinie Bern-Neuenburg (1901) erleichterte die Vermarktung der Agrarprodukte (heute Autotransporte). Rund die Hälfte der Erwerbstätigen arbeitete im Jahr 2000 auswärts, v.a. in den Regionen Neuenburg, Biel und Bern. Campingplätze am See, Natur- und Vogelschutzreservat Fanel von europ. Bedeutung.

Quellen und Literatur

  • H.-R. Egli, Die Herrschaft Erlach, 1983
  • 100 Jahre Arbeiterheim Tannenhof, 1989
  • E.H. Nielsen, G.-Jänet 3, 1991
  • H.-P. Ryser, Bauinventar der Gem. G., 2001
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Gampelen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.09.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000284/2009-09-10/, konsultiert am 19.03.2024.