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ErlachGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Hauptort des Amtsbezirks Erlach, am oberen Ende des Bielersees. Das mittelalterliche Städtchen besteht aus dem Schloss (einst mit Vorburg) und der Altstadt in typischer Spornlage auf dem östlichen Ausläufer des Jolimont, dem hangparallelen Markt, der abgewinkelten Vorstadt in der Ebene und dem ehemaligen Dorf Sunkort mit der Kirche. Zur Gemeinde gehört auch Wald (Exklave) auf dem Jolimont. 1185 Erilacho, 1274 Cellie, französisch Cerlier. 1635 70 Feuerstätten; 1764 427 Einwohner; 1850 619; 1900 848; 1930 704; 1950 791; 1960 858; 2000 1123.

Das Pfarrhaus von 1648 und der Brunnen von 1818. Kolorierte Radierung von Samuel Weibel, 1827 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).
Das Pfarrhaus von 1648 und der Brunnen von 1818. Kolorierte Radierung von Samuel Weibel, 1827 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).

Frühmittelalterliches Gräberfeld am Totenweg. 1264/1266 erhielt Erlach von Graf Rudolf II. von Neuenburg-Nidau eine Handfeste. Die dem heiligen Ulrich geweihte Kirche dürfte im 11. Jahrhundert als Eigenkirche der Herren von Fenis im Dorf Sunkort gestiftet worden sein. Der Chorturm stammt aus dem 15. Jahrhundert, das massige Schiff wurde im 17. Jahrhundert neu erbaut. Um 1100 wurde die Benediktinerabtei Erlach (St. Johannsen) gegründet. Das Schloss Erlach, mit mittelalterlichem Kern und dem jüngeren westlichen Hauptturm (gegen 1500), war bis 1848 Amtssitz; seit 1874 ist es ein staatliches Schulheim. Das Rathaus zwischen der Altstadt und dem Markt enthält das einzige erhaltene Stadttor. Sein ältester Teil stammt aus dem 14. Jahrhundert, die erste Rats- oder Wächterstube wurde im 15. Jahrhundert, der westlich angebaute Keller im frühen 16. Jahrhundert erbaut. 1455 stifteten die Bürger ein Spital (das heutige Gemeindehaus). Der städtische Gerichtsbezirk war eng begrenzt; er deckte sich wahrscheinlich mit der 1372 erwähnten Dorfmark von Sunkort. Stadt- und Gerichtsvorsitzender war der Schultheiss. Bis 1798 bestanden ein zwölfköpfiger Rat und ein 6-18 Mitglieder zählender Ausschuss zu Burgeren. Der Stadtgerichtsplatz lag in der Altstadt, der Galgen stand nördlich von Ins.

Das Marktrecht von Erlach ist bereits in der Handfeste verankert, das Merithuse (Markthaus) 1367 belegt. Neben den Wochenmärkten fanden vorerst zwei, im 19. Jahrhundert vier Jahrmärkte statt. Bis ins 19. Jahrhundert herrschte in der Landwirtschaft der Rebbau vor. Daneben spielte das Handwerk eine wichtige Rolle, Fischfang und Schiffstransport boten Nebenerwerb. Neues Uferland wurde durch die Juragewässerkorrektionen (1874-1882, 1962-1972) gewonnen, eine Gesamtmelioration 1971-1986 durchgeführt. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bot die Uhrenindustrie zahlreiche Arbeitsplätze. Die 1927 gegründete Chemische Gravieranstalt Erlach (später Gravure SA) beschäftigte als grösster Arbeitgeber zeitweise 100 Angestellte. Das malerische Ortsbild mit gut erhaltenem spätgotischem Baubestand, die Lage am See und die Nähe zur St. Petersinsel mit dem Heidenweg als bedeutendem Naturschutzgebiet machen Erlach trotz seiner relativ ungünstigen Verkehrslage zum überregionalen Ausflugs- und Erholungsgebiet.

Quellen und Literatur

  • R. Marti et al., Ein frühma. Gräberfeld bei Erlach BE, 1992
  • Kdm BE Land 2, 1998, 43-120
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hans-Rudolf Egli: "Erlach (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000281/2005-11-15/, konsultiert am 17.04.2024.