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Mörel

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Wallis, 2009 Zusammenschluss mit Filet zur Gemeinde Mörel-Filet. Bis zur Fusion Hauptort des Bezirks Östlich-Raron. Das Gemeindegebiet säumte als schmales Band das rechte Ufer der Rhone. 1203 Morgi. 1850 210 Einwohner; 1900 327; 1950 433; 1980 541; 2000 524.

Blick vom linken Rhoneufer auf das Dorf. Zeichnung von Raphaël Ritz aus dem Walliser Skizzenbuch, um 1845 (Mediathek Wallis, Sitten, BCV RH 157).
Blick vom linken Rhoneufer auf das Dorf. Zeichnung von Raphaël Ritz aus dem Walliser Skizzenbuch, um 1845 (Mediathek Wallis, Sitten, BCV RH 157). […]

Die Grafschaft Mörel, die das Gebiet zwischen dem Deischbach und der Massa umfasste, war von der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts an eine savoyische Herrschaft. Sie soll Bischof Aimo von Savoyen zum Teil geschenkt, zum Teil von Graf Ulrich von Lenzburg vererbt worden sein. Die Verwaltung oblag ursprünglich den Herren von Granges. Das Lehen ging spätestens 1224 an den Bischof von Sitten über und danach an die Herren von Mörel, die sich vermutlich von den oberitalienischen Grafen de Castello-Crollamonte herleiteten. Die Herren von Mörel sassen auf den Burgen Mancapan und Dirrenberg, die Graf Peter II. von Savoyen 1260 aus unbekannten Gründen zerstören liess. Graf Konrad II. von Mörel verkaufte seine Rechte 1261 an Bischof Heinrich von Raron.

Bischof Boniface de Challant machte aus Mörel ein Meiertum und vertraute das Amt dem 1301 erstmals genannten nichtadeligen Jakob Buos an. 1348 huldigte Bischof Witschard Tavel dem Grafen von Savoyen zum letzten Mal für Mörel. Erbstreitigkeiten führten zur Aufteilung des Meieramts. Bistumsverweser Andreas dei Benzi von Gualdo verlieh dieses 1421 zwei gleichberechtigten Amtsinhabern, die sich von 1441 an in jährlichem Turnus abwechselten. 1452 und 1568 erwarben die im 14. und 15. Jahrhundert entstandenden Gemeinden Mörel, Bitsch, Ried-Mörel, Greich, Goppisberg, Betten, Filet, Bister und Grengiols die beiden Hälften des Amtes und im 15. Jahrhundert auch die Weibelämter von Mörel und Grengiols. Das 1446 desenus (Zenden) genannte Mörel erschien bald darauf in den Quellen wieder als Drittel Mörel oder Oberer Drittel des Zendens Raron. Der Drittel Raron stellte den Bannerherrn, der Drittel Mörel den Zendenhauptmann. Mörel galt zusammen mit Bitsch, Ried, Greich, Goppisberg, Betten und Filet als zwei Drittel, Grengiols zusammen mit Bister als ein Drittel des Zendendrittels. Dementsprechend amtierte der Meier von Mörel zwei Jahre, der von Grengiols ein Jahr lang. Martisberg gehörte zwar zum Oberen Drittel, war aber bis 1798 eine bischöfliche Kastlanei. Der Drittel Mörel wurde 1798 auf die Distrikte Goms und Brig aufgeteilt, erstand aber 1802 als Teil des Zendens Raron wieder. Im Departement Simplon bildete das Gebiet den Kanton Mörel. Dieser wurde 1815 endgültig als Halbbezirk Mörel dem Bezirk Raron angeschlossen und 1844 in Östlich Raron umbenannt.

Die Pfarrei Mörel, die ursprünglich mit dem Kerngebiet der Grafschaft deckungsgleich war, ist wie diejenige von Grengiols für die Zeit zwischen 1189 und 1203 bezeugt. Grengiols wurde in der Folge von Mörel abhängig, 1634 aber wieder selbstständig. Die stattliche Kirche St. Hilarius aus dem 13. Jahrhundert wurde 1527-1547 von Ulrich Ruffiner in gotischem Stil erneuert und im 18. Jahrhundert barockisiert. An der Strasse nach Bitsch entstand 1726-1731 die barocke Kapelle Zu den Hohen Flühen. 1904 löste sich Ried, 1910 Betten von Mörel ab. Anfang des 21. Jahrhunderts umfasste die Pfarrei die Dörfer Mörel, Bitsch, Greich, Goppisberg, Filet und Bister.

Das Dorf liegt auf dem Schuttkegel eines Wildbachs, der vor seiner Eindämmung 1846 immer wieder über die Ufer trat und die Siedlung verwüstete. Die Gemeinde gab sich 1515 die ersten Statuten. Anfang Juni 1799 wurde Mörel von den Franzosen geplündert. Das bäuerlich geprägte Dorf lebte hauptsächlich von der Viehzucht. Als die Riederalp ab 1854 touristisch erschlossen wurde, entwickelte sich das Säumergewerbe. Der Bau der Riederalpbahnen 1950-1953 (1976 Neubau) machte aus Mörel das Tor zum Aletschgebiet. Oberhalb des Dorfes blühte der 1965 gegründete Badekurort Breiten auf. 1943 liess sich das Elektrizitätswerk Rhowag, 1951 die Aletsch AG in Mörel nieder. 2000 arbeiteten über drei Viertel der Erwerbstätigen im 3. Sektor.

Quellen und Literatur

  • P. Arnold, Licht und Schatten in den 10 Gem. von Oestlich-Raron im Wallis, 1961
  • Kdm VS 3, 1991, 1-70

Zitiervorschlag

Arthur Fibicher: "Mörel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.01.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002754/2017-01-04/, konsultiert am 28.03.2024.