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Vouvry

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Monthey, umfasst das Dorf Vouvry und die Porte du Scex in der Rhoneebene sowie die Bergdörfer Miex und Taney am Grammont. 1018 Vobreium, Wovregium. 1850 953 Einwohner; 1900 1295; 1950 1348; 2000 2960.

Abri aus dem Moustérien in Taney (35'000 Jahre alt). Ein burgundischer Friedhof mit 23 Gräbern wurde 1898 entdeckt. 1018 übergab Rudolf III. von Burgund die königliche Domäne Vouvry der Abtei Saint-Maurice, die dort ein Viztum und später eine Kastlanei einrichtete. Vouvry ging 1032 an das Heilige Römische Reich, dann an die Grafen von Savoyen. Ein Vertrag regelte 1272 die Rechte des Grafen und der Abtei und übertrug die Herrschaft lokalen Adligen als Lehen (u.a. Vouvry, de la Tour, de Blonay). Vouvry gehörte zur Vogtei Chillon, bevor die Oberwalliser es 1536 zum Untertanengebiet machten und dem Landvogt von Monthey unterstellten, der 1569 und 1578 die Freibriefe von Vouvry bestätigte. Prokuratoren verwalteten die Gemeinde im 14. Jahrhundert, zwei Bürgermeister ab dem 15. Jahrhundert, einer von der Ebene und einer vom Berg. Seit 1798 bildet Vouvry mit Miex und Taney eine Gemeinde. Das Schloss Porte du Scex von 1597 wurde 1672-1678 neu gebaut. Es war Zollstation und Wohnsitz des Kastlans von Le Bouveret, dann Polizeiposten, beherbergte ab 1976 das Musée du Vieux-Vouvry bzw. seit 2008 das Musée historique du Chablais. Vouvry wurde vor 1204 von der Mutterpfarrei Corb bei Noville getrennt und gehörte dann zum Besitz der Propstei auf dem Grossen St. Bernhard. Die Kirche Saint-Hippolyte besitzt einen Glockenturm von Jean Dunoyer von 1488 und denkmalgeschützte Orgeln. Sie wurde 1822 neu gebaut und 1972-1980 renoviert. Eine Holzbrücke ersetzte 1838 die 1325 erwähnte Fähre, die Eisenbrücke datiert von 1903. Der Stockalperkanal von 1659 wurde 1879 bis nach Le Bouveret verlängert. 1859 erreichte die Eisenbahn Vouvry. Die erste Walliser Papier- bzw. später Kartonfabrik entstand 1639 in Vouvry (bis 1999), die 1860 gegründete Kalk- und Zementfabrik existiert nicht mehr. Seit 1901 besteht in Vouvry ein Elektrizitätswerk mit einem 900 m langen Kraftwerkstollen vom Lac de Taney. Das 1963 eröffnete thermische Kraftwerk von Chavalon stellte 1999 den Betrieb ein. Seit 1965 ist die Region Taney ein Naturschutzgebiet.

Quellen und Literatur

  • C. LevetVouvry à travers les âges, 1935
  • G. Cassina et al., L'église Saint-Hippolyte de Vouvry, 1980
  • W. Bellwald, «Desindustrialisierung und Desinteresse», in Ein industriefeindl. Volk? hg. von W. Bellwald, S. Guzzi-Heeb, 2006, 333-365
  • J. Bullinger, «Les chasseurs-cueilleurs du paléolithique au mésolithique», in Des Alpes au Léman, hg. von A. Gallay, 2006, 49-98, v.a. 49-52
  • S. Guzzi-Heeb, «Unternehmensführung und knappe Ressourcen», in Ein industriefeindl. Volk? hg. von W. Bellwald, S. Guzzi-Heeb, 2006, 127-159
Von der Redaktion ergänzt
  • Elsig, Patrick: Le district de Monthey, 2015, S. 95-127 (Les monuments d’art et d’histoire du canton du Valais, 7).

Zitiervorschlag

David Rey: "Vouvry", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2015, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002745/2015-01-05/, konsultiert am 18.04.2024.