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Ostern

Ostern bezeichnet das Fest der Auferstehung Christi. Aus einem einzigen Festtag (Feiertage) bildete sich vom 4. Jahrhundert an das österliche Triduum sacrum heraus, zu dem der Karfreitag, die Osternacht und Ostern zählten (Kirchenjahr). Mit dem «Missale Romanum» von 1570 erfolgte eine Akzentverschiebung auf die sogenannten drei Tage des Leidens (Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht). Die Eucharistie des Ostersonntags wurde gesondert gefeiert. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils 1974 stellte das Triduum sacrum wieder her, womit ein Teil des paraliturgischen Brauchtums verschwand. Osternachtfeiern wurden im Lauf des 20. Jahrhunderts auch in evangelischen Kirchen üblich. Bei evangelischen Christen ist noch immer die Meinung verbreitet, der Karfreitag sei der höchste protestantische Feiertag. Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird die Konfirmation vielerorts in das Karwochengeschehen eingebunden. Während auch der österliche Festzyklus von der schwindenden Bedeutung des kirchlichen Lebens gezeichnet ist, hat sich die Kommerzialisierung von Ostern in vielfältiger Weise durchgesetzt, etwa in Form von Ostereiermärkten (erstmals 1977 in Bern).

Die katholische Schweiz kannte in der Karwoche ein reiches Brauchtum (Bräuche), zu dem unter anderem Palmprozessionen am Palmsonntag, das Verstummen der Glocken am Gründonnerstag und ihr Ersatz durch Rätschen, Karfreitagsprozessionen und Auferstehungsfeiern am Abend des Karsamstags gehörten. Das Ganze kam einer Dramaturgie des Sterbens, der Totenklage und der Auferstehung gleich. Dazu gehörten die sogenannte Judasaustreibung als Schülerbrauch in Beromünster und bis in die 1950er Jahre der Aufbau eines Heiliggrabs (Grab von Jesus Christus) namentlich in den Kirchen der Ostschweiz. In Oberegg und Wangs ist diese Tradition noch lebendig. Ebenfalls zu Beginn des 21. Jahrhunderts pilgern (römern) noch Gläubige in der Nacht vom Hohen Donnerstag auf den Karfreitag im Kanton Obwalden zu drei lokalen Gotteshäusern. Während der drei Tage gab es Passionsprozessionen und -spiele, etwa in Lumbrein und im Festspielhaus von Selzach. Die Umzüge der Pleureuses in Romont (FR) und jene südlich der Alpen in Santa Maria in Calanca, Mendrisio und Coldrerio finden noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts statt. In manchen Kirchen wurden Ende des 20. Jahrhunderts analog zum Christbaum Osterbäume aufgestellt (etwa in Sitten). Die vom Mittelalter an beliebten Osterspiele sind Ende des 20. Jahrhunderts verschwunden, während sich der Brauch des Eierlesens am Ostermontag erhalten hat (u.a. Baselbiet, Fricktal, Waadt). Auch reformierte Gebiete kannten Sonderformen dieser Osterbräuche, etwa Basel das österliche Turmklettern mit anschliessendem Weintrunk, Moudon bis in die 1980er Jahre den Umzug der zum Schlachten bestimmten Osterochsen und verschiedene Kantone das Eierwerfen und -tütschen der Kinder.

Quellen und Literatur

  • J. von der Mühll, Basler Sitten, 1944 (31985)
  • N. Curti, Volksbrauch und Volksfrömmigkeit im kath. Kirchenjahr, 1947
  • ASV, Karten Tl. 2, 178-182
  • F. Oehler, Im Kleinen ganz gross, 1997
  • P. Hugger, Meister Tod, 2002
  • K. Imfeld, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, 2006
Weblinks

Zitiervorschlag

Paul Hugger: "Ostern", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027288/2009-06-17/, konsultiert am 19.03.2024.