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Leukerbad

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Leuk. Am Fuss des Gemmipasses in einem von der Gemmi-Felswand umschlossenen Talkessel auf 1404 m gelegenes Dorf, um dessen alten Kern sich im 20. Jahrhundert eine weitläufige Siedlung aus Hotels, Bädern und Chalets entwickelt hat. 1229 Boez, später Balnea, Thermae, Baden. 1850 557 Einwohner; 1900 613; 1950 505; 2000 1431.

Das Innere des grossen und ersten Bades von Leuk im Wallis. Aquarellierte Umrissradierung von Abraham Samuel Fischer, um 1785 (Museum für Kommunikation, Bern).
Das Innere des grossen und ersten Bades von Leuk im Wallis. Aquarellierte Umrissradierung von Abraham Samuel Fischer, um 1785 (Museum für Kommunikation, Bern). […]

Funde aus der Römerzeit, Besiedlung durch Burgunder und Alemannen (romanische und germanische Flurnamen). Vor 1798 bildete Leukerbad (seit ca. 1315 eine Gemeinde) zusammen mit der Gemeinde Leuk einen Drittel des Zenden Leuk. Aus dem Mittelalter ist der Maenchet-Turm überliefert. Kirchgenössig war Leukerbad zunächst nach Leuk. 1484-1486 entstand die der heiligen Barbara geweihte Kirche, die 1501 zur Pfarrkirche erhoben wurde. 1864 wurde die neue Marienkirche errichtet. Neben der katholischen Pfarrei besteht auch eine reformierte Kirchgemeinde; 2000 waren etwa 10% der Einwohner reformiert. Die Bäder waren in der Eidgenossenschaft schon Ende des 15. Jahrhunderts berühmt. Die wichtigste der rund 20 Quellen ist die Lorenzquelle (51°C). Das Kurleben erlebte ab dem 18. Jahrhundert einen steten Aufstieg. 1739-1741 wurde der Gemmiweg ausgebaut, der Leukerbad mit dem Berner Oberland verband, im 19. Jahrhundert die Strasse ins Rhonetal. 1915 erhielt Leukerbad Anschluss an das Eisenbahnnetz mit einer nach Leuk führenden Linie, die 1967 durch Autobusse ersetzt wurde. Seit 1957 besteht eine Seilbahn von Leukerbad auf die Gemmi, seit 1971 eine weitere auf das Torrenthorn. Wichtige Einrichtungen für das Kurleben waren unter anderem die Hotels Maison blanche (vor 1719) und Des Alpes (1826) sowie das Heilbad, das Werra- oder Junkerbad, das Armenbad (1876, seit 1979 Volksheilbad) sowie das Zürcherbad. Aus neuerer Zeit stammen die Rheumaklinik (1959-1961), die Polioklinik (1962) sowie die St.-Laurent-Alpentherme (1993-2002). Für die Entwicklung zum Tourismusort (v.a. Wintersport) zeichnete unter anderem die 1896 gegründete Hotel- und Bädergesellschaft verantwortlich. In den 1980er und 1990er Jahren führten erhebliche Investionen (u.a. Sportzentrum, Rathaus, Parkhaus) zu einer starken Verschuldung, in deren Folge Leukerbad 1998-2004 teilweise kantonaler Zwangsverwaltung unterstand. Im Sommer findet in Leukerbad seit Mitte der 1990er Jahre alljährlich ein internationales Literaturfestival statt.

Quellen und Literatur

  • W. Lausberg, Die Gemmi, 1977
  • M. Salzmann, N. Fellmann, Leukerbad, seine Gesch., seine medizin. Bedeutung, 1964 (31986)
  • S. Andereggen, Thermen, Themen und Tourismus, 1992
  • W. Meichtry, Erinnern Sie sich? Leuk, 2002
  • P. Uebersax, Erfahrungen und Lehren aus dem "Fall Leukerbad", 2005
  • B. Zumofen, Die alten Badnerinnen und Badner, 2005
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Philipp Kalbermatter: "Leukerbad", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.01.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002721/2008-01-17/, konsultiert am 28.03.2024.