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Hérémence

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Hérens, zu der die links der Borgne und der Dixence verstreut gelegenen Weiler Ayer, Euseigne, Mâche, Pralong, Riod und Cerise gehören. Ihr Gebiet umfasst das ganze Tal der Dixence; sie ist damit eine der grössten Gemeinden in den Walliser Seitentälern. Im unteren Teil des gleichnamigen Tals liegt das Dorf Hérémence hoch über dem Zusammenfluss der beiden Bäche. 1195 Aremens. 1850 1137 Einwohner; 1900 1101; 1930 1736; 1950 1648; 1960 1868; 2000 1294.

Die Gemeinde gehörte zum Gebiet von Bramois, das 515 in den Besitz der Abtei Saint-Maurice kam. Um 1100 wurde es dem Viztum von Sitten unterstellt, hatte aber seinen eigenen Meier. 1268 gelangte es unter savoyische Herrschaft und wurde der Kastlanei Conthey angegliedert. Die Entfernung und die fehlende Verbindung zu Conthey machten aber seine Kontrolle schwierig und sicherten ihm eine recht weitgehende Autonomie. Trotz gewisser Privilegien standen die Bewohner von Hérémence der Herrschaft Contheys ablehnend gegenüber und wünschten, unter das Sittener Banner zurückzukehren. An der Grenze zwischen savoyischem und Walliser Territorium gelegen, zahlte Hérémence in den verschiedenen regionalen Konflikten jeweils einen hohen Tribut. Die Gemeinde nützte die günstige Gelegenheit, die sich nach dem Sieg der Landschaft Wallis in der Schlacht auf der Planta und der Eroberung von Teilen des Unterwallis (1476-1476) bot, und ersuchte um Wiederunterstellung unter Sittener Herrschaft, was der Walliser Landrat 1513 gewährte und 1526 bestätigte. 1665 wurden die Gemeinden Nendaz und Hérémence in einem grossen Meiertum vereinigt. Nach der Revolution im Unterwallis und dem Einfall der Franzosen 1798 wurde Hérémence Hauptort eines Distrikts, 1802 eines Zenden und 1810 des Kantons gleichen Namens. Letzterer wurde 1815 in den Zenden Hérens und 1848 in den Bezirk Hérens umgewandelt (Hauptort Vex).

Im 12. Jahrhundert soll Hérémence zur Pfarrei Saint-Pierre-hors-les-Murs von Sitten gehört haben. Die ab 1211 erwähnte Kirche gehörte sicher zu einer selbstständigen Pfarrei. Sie wurde aber 1343-1438 vom Pfarrer von Vex betreut, bis der Bischof von Sitten auf Ersuchen der Kirchgenossen von Hérémence auf dem Konzil von Basel im Januar 1438 die Trennung der Güter beschloss (in diesem Zusammenhang ist die Pfarreikirche Saint-Nicolas bezeugt). In der Folge entstanden – dem Streusiedlungscharakter entsprechend – in den verschiedenen Teilen der Gemeinden Kapellen, im 16. Jahrhundert Saint-Georges in Euseigne, im 17. Jahrhundert Saint-Sébastien in Riod und Saint-Barthélemy in Pralong sowie im 18. Jahrhundert Sainte-Marie in Ayer. Die Kapellen Saint-Jean in Le Chargeur (1929) und Sainte-Barbe in Mâche erinnern an den Bau der Dixence-Staumauern und die beteiligten Arbeiter. 1967-1971 wurde eine neue Pfarrkirche erstellt.

Hérémence blieb lange eine relativ arme Gemeinde. Nach dem Bau einer ersten Staumauer (1929-1935) gab die Errichtung der Grande Dixence (1950-1964) der lokalen Wirtschaft neue Impulse und verschaffte der Gemeinde beträchtliche Einnahmen. Wegen der Zuwanderung der Arbeiter – darunter waren viele Immigranten – wuchs die Bevölkerung vorübergehend an. Neben den Erdpyramiden von Euseigne stellt die Staumauer eine wichtige Touristenattraktion von Hérémence dar.

Quellen und Literatur

  • A. Bourdin, H. et son passé, 1973
  • Kunstführer durch die Schweiz 2, 1976, 289 f.
  • F.O. Dubuis, A. Lugon, De la mission au réseau paroissial, 2002, 186-189
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Bernard Monnet: "Hérémence", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.04.2008, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002705/2008-04-09/, konsultiert am 19.03.2024.