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Bourbakiarmee

Nach den franz. Niederlagen im Sept. 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) belagerten die Deutschen vom 2.11.1870 an Belfort. Die Ostarmee unter General Charles Denis Soter Bourbaki versuchte die Festung zu entsetzen. Mitte Jan. 1871 kämpfte sie an der Lisaine gegen das dt. Armeekorps Werder. Als Bourbaki erfuhr, dass die Armee Manteuffel sich in Richtung Besançon bewegte, entschied er sich für den Rückzug nach Lyon, aber seine desorganisierten und demoralisierten Truppen wurden zur Schweizer Grenze abgedrängt. Angesichts dieser Gefahr ordnete der Bundesrat die Teilmobilmachung an. General Hans Herzog änderte hastig die Truppenaufstellung und verstärkte den Neuenburger und Waadtländer Jura. Vom 31.1.1871 an standen in Les Verrières und im Val-de-Travers drei Bataillone und einige Geschütze. Die Regierungen der Kt. Neuenburg, Waadt und Genf boten Truppen auf und warteten auf die Ankunft weiterer eidg. Einheiten.

Bourbaki wurde nach einem Selbstmordversuch am 26.1. durch General Justin Clinchant ersetzt. Am 28.1. bat dieser den Bundesrat um Internierung. Am 1.2. gegen 3 Uhr morgens unterzeichnete Herzog den Vertrag von Les Verrières: Waffen, Munition und Material mussten an der Grenze abgegeben werden. Von 5 Uhr an überschritten die franz. Truppen die Schweizer Grenze: Vom 1. bis 3.2. passierten 87'000 Männer und 12'000 Pferde (auch Bourbakis genannt) bei Les Verrières, Sainte-Croix, Vallorbe und im Vallée de Joux. Überall leistete die Bevölkerung grossmütig Hilfe. Der Bundesrat verteilte die Internierten auf alle Kantone (ausser das Tessin). Dies war die erste grosse Internierung in der Schweiz, und sie war nicht ganz problemlos: Beim Tonhallekrawall in Zürich am 9.3.1871 gerieten Schweizer und franz. Offiziere mit Deutschen in Konflikt, die den gewonnenen Krieg feierten. Zwischen dem 13. und 22.3. wurden die Franzosen repatriiert. Die Unkosten in Höhe von über 12,1 Mio. Fr. bezahlte die franz. Regierung. Das Bourbaki-Panorama, das der Genfer Edouard Castres 1881 als Erinnerung an das Ereignis geschaffen hat, befindet sich seit 1889 in Luzern.

Quellen und Literatur

  • A. Meyer, H. Horat, Bourbaki, 1981
  • H.D. Finck, M.T. Ganz, Bourbaki-Panorama, 2000
Weblinks

Zitiervorschlag

Hervé de Weck: "Bourbakiarmee", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.01.2016, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026892/2016-01-26/, konsultiert am 28.03.2024.