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Binn

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Goms, umfasst den Hauptort Schmidigehischere und die Dauersiedlungen Ze Binne, Wilere, Giesse und Fäld im innern Binntal sowie einen Teil von Heiligkreuz (Wallfahrtskapelle im Lengtal). 1297 Buen, Buyn, Bun, Bondolun. 1850 195 Einwohner; 1900 233; 1920 184; 1950 193; 1990 163.

1881 und 1897 keltische und gallorömische Gräberfunde in Schmidigehischere, dem prähistorischen Siedlungszentrum des Tales; seit der Mitte des 20. Jahrhunderts belegen weitere latènezeitliche und römische Grab- und Streufunde im Tal, vor allem in Binn, die Wichtigkeit des Albrunpasses als Übergang vom Binntal nach Oberitalien. Binn bildete einen Viertel des unteren Zenden Goms (Pfarrei Ernen), besass aber als Meiertum rechtlich eine Sonderstellung. Im Mittelalter soll es als savoyisches Herrengut an die Edlen vom Turn, an die Herren von Falcon und dann an den Bischof von Sitten gelangt sein. Der Bischof verfügte über die Gerichtsbarkeit, liess das Tal im 14. Jahrhundert aber durch einen Mistral verwalten. An dessen Stelle trat im 15. Jahrhundert ein vom Volk gewählter, vom Bischof ernannter Meier mit beschränkter Gerichtsbarkeit. 1297 erscheint Binn als communitas (1429 eigene Gemeindesatzungen). Das Meiertum ging mit der Französischen Revolution unter. Mit Wilere als kirchlichem Mittelpunkt gehörte Binn zur Mutterkirche in Ernen und wurde zwischen 1296 und 1298 selbstständige Pfarrei. In der Neuzeit wurde das Tal durch seine Mineralien (Gneise, Dolomite) und seine reiche Flora berühmt. Nach dem 1863-1864 erfolgten Ausbau der Strasse und der Eröffnung des Hotels Ofenhorn 1883 kamen die ersten Gäste und die Mineralogen ins Tal. Der sogenannte Lengebach wurde zur berühmtesten Mineralienfundstelle im Tal (nach Verfall während des Ersten Weltkrieges seit 1958 wieder in Betrieb). Der Mineralienverkauf war bis zum Ersten Weltkrieg ein lukrativer Nebenverdienst; danach kam es zu Absatzschwierigkeiten. Die neuzeitliche Eisenausbeutung im Tal erwies sich im 18. Jahrhundert als unrentabel. Die verbesserte Erschliessung des Tales auch im Winter durch die Eröffnung der Fahrstrasse 1938 und des Strassentunnels in der Twingi 1965 führte zum Rückgang des Ackerlandes. Die Zahl der hauptberuflichen Landwirtschaftsbetriebe sank von 25 (1955) auf 5 (1994). 1964 wurde das Tal zum Natur- und Heimatschutzgebiet erklärt, 1983 in Binn ein Museum für Volkskunde und Mineralogie eröffnet. Der Tourismus stellt für das an Naturschönheiten reiche Tal eine wichtige Einnahmequelle dar. 1985 erhielt Binn, 1991 die Genossenschaft Pro Binntal (für die Sanierung des Hotels Ofenhorn) den Schweizer Natur- und Heimatschutzpreis.

Quellen und Literatur

  • Kdm VS 2, 1979, 148-220
  • K. Aerni, «Zur Nutzung der Flur im Binntal (Wallis)», in Jb. der Geogr. Ges. von Bern 55, 1983-85, 211-234
  • Wandern im Binntal, 1989
  • J. Schwanz, Das Binntal und seine Mineralien, 1994
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alma Treyer: "Binn", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002684/2004-05-03/, konsultiert am 28.03.2024.