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Landmaschinen

Die Mechanisierung der Landarbeit setzte mit dem Aufschwung der Metallindustrie und der Maschinenindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Vereinzelt wurden aber schon früher Landmaschinen verwendet. Im 17. Jahrhundert war die Windfege (Getreideputzmühle) bekannt. Geringe Verbreitung fanden die nach englischem Vorbild im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert von Ökonomen (u.a. Johann Rudolf Tschiffeli, Philipp Emanuel von Fellenberg) konstruierten Sämaschinen und Zuggeräte. Einzig in Grossbetrieben der Westschweiz fanden nicht nur belgische und französische Pflüge, sondern bis Ende der 1840er Jahre auch Hunderte von Dreschmaschinen Eingang, darunter eine der ersten, die mit Dampf betrieben wurde (Dampfmaschine). In der übrigen Schweiz sah es anders aus: 1842 wurden im Kanton Zürich gemäss einem Bericht lediglich Pflug, Egge und selten die Walze gebraucht.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen Anstösse zu Neuerungen vor allem von landwirtschaftlichen Vereinen aus. In der Deutschschweiz erlangten ab den 1860er Jahren die Dresch- und Futterschneidmaschinen für Göpel- oder Handbetrieb – gebaut von Rauschenbach in Schaffhausen, der ersten eigentlichen Landmaschinenfabrik – eine grössere Verbreitung. Genossenschaften und Lohnunternehmer verwendeten vor allem im Kanton Bern ab den 1880er Jahren vermehrt von Lokomobilen angetriebene Dampfdreschmaschinen. Gleichzeitig begann der von bernischen Schmieden geschaffene Selbsthalterpflug alle älteren Systeme im Mittelland zu ersetzen. Englische und amerikanische Heuerntemaschinen waren ab den 1850er Jahren bekannt; der Durchbruch gelang erst 1895 mit der durch Serienbau verbilligten Inlandproduktion von Gespann-Mähmaschinen (Aebi, Burgdorf). Ab 1900 fand die Elektrizität (Elektrifizierung) in die Landwirtschaft Eingang und erleichterte vor allem nach dem Ersten Weltkrieg die Mechanisierung der Hofarbeiten (Dreschen, Häckseln, Pressen, Abladen, Pumpen usw.). Göpel und Lokomobile wurden verdrängt. Zunächst aus kriegswirtschaftlichen Gründen gefördert, verzeichneten Traktoren von den 1920er Jahren an den grössten Zuwachs an motorisierter Kraft. Inländische, auf die hiesige Graswirtschaft ausgerichtete Fabrikate setzen sich aber erst in den 1930er Jahren durch (Hürlimann in Wil SG, Bührer in Frauenfeld). Der zu Fuss geführte Motormäher (Rapid, 1926), der als schweizerische Entwicklung zur Vielzweckmaschine ausgebaut wurde, kam den Bedürfnissen der Kleinbauern entgegen. Bei der Getreideernte löste der Bindemäher in den 1930-1950er Jahren die Mähmaschine mit Ableger ab. Im Kartoffelbau traten während des Zweiten Weltkriegs das Vielfachgerät und die Legemaschine zu Häufelpflug und Schleudergraber. Mehranbau sowie fehlende Arbeits- und Zugkräfte förderten den Maschineneinsatz.

Erste Kugellager-Mähmaschine, hergestellt von Aebi & Co. in Burgdorf. Fotografie, 1932 (Aebi & Co. AG, Burgdorf).
Erste Kugellager-Mähmaschine, hergestellt von Aebi & Co. in Burgdorf. Fotografie, 1932 (Aebi & Co. AG, Burgdorf).

Nach 1945 beschleunigte die massive Abwanderung von Arbeitskräften die Entwicklung neuer Landmaschinen. Ab den 1950er Jahren verdrängte der Vierradtraktor das Zugpferd und der Mähdrescher revolutionierte die Getreideernte. Dann folgten Vollerntemaschinen für Kartoffeln und Rüben. Zur gleichen Zeit ersetzte die Melkmaschine den Handmelker. Äusserst innovativ waren die 1960er Jahre, als Ladewagen, Kreiselmäher, -heuer, -schwader, -düngerstreuer und Kreiselegge auf den Markt kamen. Verzögert erfasste die Mechanisierung auch die Berglandwirtschaft. Leitmaschine war der allradgetriebene, frontgelenkte Transporter mit Aufbausätzen zum Rauhfutterladen sowie zum Ausbringen von Hofdünger. Der Motormäher entwickelte sich ab 1975 zum Zweiachsmäher. Einen Mechanisierungs- und Automatisierungsschub lösten ab 1980 elektronische Überwachungs- und Regelgeräte aus. Sie fanden Anwendung bei der Unterdach-Heutrocknung, der automatisierten Fütterung, ab 1990 unter anderem auch bei der Bedienung von Traktoren und Mähdreschern sowie seit 1995 bei Melkanlagen und -robotern.

Quellen und Literatur

  • Schweiz. Museum für Landwirtschaft und Agrartechnik, Alberswil
  • Schweiz. landwirtschaftl. Zs., 1873-
  • Landwirtschaftl. Jb. der Schweiz, 1887-1993
  • F. Anderegg, Landwirthschaft, 1895, (Bibl.)
  • Schweiz. landwirtschaftl. Mh., 1923-86
  • Der Traktor, 1939-
  • Schriftenfolge über Landarbeitstechnik in der Schweiz, hg. von O. Howald, H. 1-7, 1943-55
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jh., 1956
  • Schweiz. landwirtschaftl. Forschung, 1962-93
  • Arbeitskräfte in der Landwirtschaft 1960-1961-1962, 1963
  • W. Schmid et al., Maschinen und Geräte in der Landwirtschaft, 1964
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft 1850 bis 1914, 1979
  • H. Brugger, Die schweiz. Landwirtschaft 1914 bis 1980, 1985
  • M. Gemperle et al., Schweizer Traktorenbau, 3 Bde., 1998-2003
  • F. Morgenegg, Traktorenbuch 75 Jahre Hürlimann, 2005
Weblinks

Zitiervorschlag

Peter Bretscher; Rudolf Studer: "Landmaschinen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026227/2012-11-20/, konsultiert am 19.03.2024.