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Lausanner Schule

Dank der Weitsicht der Akad. und späteren Univ. Lausanne, die 1870 Léon Walras und 1893 dessen Nachfolger Vilfredo Pareto auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaft der jurist. Fakultät berief, wurde die Hauptstadt der Waadt zu einem der Gründerorte der modernen Wirtschaftstheorie (Wirtschaftswissenschaften) und Soziologie. Als Pionier der Grenznutzenanalyse für die Preisbestimmung legte Walras mit seiner allg. Gleichgewichtstheorie den Grundstein für die gesamte moderne Wirtschaftsanalyse. Er benutzte als Erster systematisch mathemat. Verfahren und entwickelte ein Modell einer Marktwirtschaft unter der Annahme einer vollkommenen Konkurrenz, das nicht nur Güter und Dienstleistungen, sondern auch eine Theorie der Kapital-, Kredit- und Geldbildung einschloss. Mit Hilfe eines Systems simultaner Gleichungen gelang ihm die Definition - nicht aber die Lösung - der drei grossen klass. Probleme der Existenz, der Eindeutigkeit und der Stabilität eines Preisvektors, der das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf allen Märkten gewährleistet. Pareto setzte Walras' Werk mit der Konsumententheorie (ordinaler statt kardinaler Nutzen), der Einführung variabler Produktionsfaktoren, der Wohlfahrtstheorie und, auf einer allgemeineren Ebene, der Übertragung der allg. Gleichgewichtstheorie auf die Gesamtheit sozialer Erscheinungen in vier Hauptrichtungen fort. Im Gegensatz zu Pasquale Boninsegni, der ab 1903 in Lausanne lehrte, begründeten Walras und Pareto keine eigentl. Denkschule. Doch seit Beginn der 1940er Jahre ist die moderne Wirtschaftstheorie im Wesentlichen eine Weiterentwicklung der L. Ihre beiden Gründer wirkten aber nicht nur als Volkswirtschaftler. Walras verfolgte ein Gerechtigkeitsideal, indem er versuchte, mittels eines in sich stimmigen Ausgleichs zwischen seiner reinen, angewandten und sozialen Wirtschaftstheorie die Soziale Frage zu lösen. Pareto erweiterte seine wissenschaftl. Betrachtungen über die Wirtschaftstheorie und deren prakt. Anwendung nach 1900 und wurde einer der Väter der modernen Soziologie (Eliten).

Quellen und Literatur

  • G. Busino, P. Bridel, L'Ecole de Lausanne de Léon Walras à Pasquale Boninsegni, 1987
Weblinks

Zitiervorschlag

Pascal Bridel: "Lausanner Schule", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.01.2007, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026196/2007-01-18/, konsultiert am 17.04.2024.