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Pictet

Familie des gehobenen Genfer Bürgertums, die ursprünglich aus Neydens (Hochsavoyen) stammt. Sie brachte Magistraten, Offiziere, Gelehrte und Bankiers hervor. 1474 wurden Pierre und sein Sohn, der Wächter Jacques, eingebürgert. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gliederte sich das Geschlecht in drei Zweige. Der ältere, dem der Theologe Bénédict (->) angehörte, erlosch 1876. Die beiden jüngeren, aus denen der Diplomat Charles (->) und der Politiker Jules (->) hervorgingen, teilten sich Mitte des 18. Jahrhunderts nochmals. Im 17. Jahrhundert verbanden sich die Pictet mehrfach mit aus Lucca geflüchteten Familien wie den Calandrini, Turrettini, Burlamaqui und Micheli. Die Nachkommen der Genfer Pictet liessen sich ab dem 16. Jahrhundert in der Vorstadt Saint-Gervais nieder. Die Familie erwarb oft durch Heiratsverbindungen bedeutende Güter, vor allem am rechten Ufer des Genfersees und der Rhone, so Pregny-Chambésy, Saconnex, Troinex und Sergy im Pays de Gex. Diese Güter lagen dem Reichtum der Pictet zugrunde.

Der politische Aufstieg der Familie begann mit dem Notar Ami (1535-1607), der 1575 in den Kleinen Rat gewählt wurde, erreichte im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt, als das Geschlecht in der alten Republik insgesamt zwölf Syndics stellte, und endete im 20. Jahrhundert, als mit Albert (->) ein Vertreter der Pictet im Ständerat sass. Pierre Pictet-Cramer (1703-1768), Rechtsprofessor an der Akademie, befreundete sich mit seinem Nachbarn Voltaire. Der Oberst Charles (1713-1792) korrespondierte seinerseits mit Jean-Jacques Rousseau. Während der Restauration spielten mehrere Pictet wie der Syndic Isaac (1764-1823) oder der Jurist und Magistrat Jean-Marc-Jules (1768-1828) eine herausragende Rolle in öffentlichen Ämtern. Im 18. Jahrhundert machten dreizehn Familienmitglieder eine Militärkarriere im Ausland, darunter Jacques Pictet-Thellusson aus Pregny (1705-1768), General in sardinischen Diensten, Pierre Pictet de Sergy (1724-1813), Oberst in französischen Diensten, und der Hauptmann James (->). In der Wissenschaft zeichneten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Jean-Louis (->) und Marc-Auguste (->) aus, ihnen folgten im 19. Jahrhundert Physiker sowie die Naturwissenschafter Arnold (->) und Camille (->). Die Bank Pictet et Cie. gehört zu den bedeutendsten Genfer Bankinstituten. Sie ging aus dem Haus De Candolle, Mallet & Cie. (1805) hervor und wurde 1841 von Edouard Pictet-Prevost (1813-1878) nach dessen Familiennamen benannt. Ernest (->) machte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Karriere in der Bank. Sie erlebte unter der Leitung von Guillaume (->) im 20. Jahrhundert einen Aufschwung und hat sich seither auf Vermögensverwaltung spezialisiert.

Quellen und Literatur

  • Fondation des Archives de la famille Pictet, Genf
  • Teilnachlässe in: AEG, BGE
  • Schweiz. Geschlechterbuch 2, 407-419; 6, 506-517
  • J.-D. Candaux, Histoire de la famille Pictet, 1474-1974, 2 Bde., 1974
  • E. Bungener, Filiations protestantes 2, Teilbd. 1, 1999, 633-647
  • Le triomphe du luxe, Ausstellungskat. Prangins, 2005
  • Pictet, 1805-2005, 2005
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Barbara Roth: "Pictet", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.02.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025551/2010-02-08/, konsultiert am 29.03.2024.