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Fazy

Ausgestorbene Genfer Familie, die 1702 das Hintersassenrecht, 1735 das Bürgerrecht erhielt. Antoine Fazy, der Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Briançonnais nach Genf geflohen war, und sein Sohn Jean-Salomon (1709-1782), dessen Ehefrau eine geborene Trembley war, sind die Stammväter aller Linien und begründeten vier Generationen von Indiennedruckern (Zeugdruck). Letzterer besass ab 1761 die Fabriken von Les Pâquis und Les Bergues, die Hauptzentren der Produktion und technischen Innovation in Genf. Viele angesehene Zeichner, Gravierer und Drucker der europäischen Indienneindustrie schufen sich hier ihren Namen. Les Bergues umfasste das Herrenhaus und die Fabrikgebäude. Von Jean-Salomon Fazys fünf Söhnen waren Jean-Louis (1732-1803), genannt Fazy des Bergues, und Louis-Charles (1735-1804) erfolgreich in der Herstellung und im internationalen Handel von bedruckten und naturbelassenen Baumwollstoffen tätig. Um 1800 veranlasste der französische Protektionismus sie und ihre Söhne Jean-Samuel (1765-1843), Jean-Salomon (1771-1815) und Marc-Antoine, Niederlassungen in Hochsavoyen, in Frankreich, im Elsass und in England zu gründen und zu finanzieren. Das Unternehmen von Les Bergues wurde 1813 verkauft. Die drei anderen Söhne von Jean-Salomon Fazy, Jean (1734-1812), Jean-Salomon (1737-1794) und Marc-Conrad (1740), arbeiteten als Uhrmacher und Juweliere für den schwedischen Hof und die russische Zarin Katharina II. in St. Petersburg sowie Moskau, wo sich ein Teil ihrer Nachkommenschaft ansiedelte. Marc-Conrad gründete in Moskau eine Uhren- und Schmuckfabrik und machte seinen Bruder Jean zum Teilhaber.

Im 19. Jahrhundert wandten sich die Nachkommen des älteren Zweigs, d.h. die Söhne von Jean-Samuel Fazy, der Gutsbesitzer Jean-Louis (1792-1878) und James, die beide kinderlos blieben, vom Geschäftsleben ab und der Politik zu. Zwei zur jüngeren Linie gehörende Söhne von Jean Fazy, beide in Russland geboren, kehrten nach Genf zurück und heirateten dort: Jean-Robert (1767-1842) und Pierre-Philippe (1766-1852), dessen Sohn Louis-Philippe, Professor für französische Literatur und Pädagoge, massgeblich an der Schaffung der Höheren Töchterschule 1847 beteiligt war. Louis-Philippe war der Grossvater von Henri, Georges (1846-1924), Anwalt und Rechtsprofessor, und Edouard (1848-1920), der die meiste Zeit seines Lebens im Ausland verbrachte. Der Sohn des Letzteren, René (1886-1955), war der letzte Namensträger in Genf. Robert Fazy gehörte zum Zweig des Uhrenhändlers Jean-Salomon Fazy, dessen Nachkommenschaft sich im 19. Jahrhundert teilweise im französischen Foëcy niederliess.

Quellen und Literatur

  • Schweizerisches GeschlechterbuchBd. 1, 1905, S. 724; Bd. 5, 1933, S. 859-862.
  • Die Hugenotten in der Schweiz, 1985, S. 175-177 (Ausstellungskatalog).
  • Piuz, Anne-Marie; Mottu-Weber, Liliane: L'économie genevoise, de la Réforme à la fin de l'Ancien Régime, 1990, S. 461-466.
  • Broillet, Philippe (Hg.): La Genève sur l'eau, 1997, S. 107-108, 239-240 (Les monuments d'art et d'histoire du canton de Genève, 1).
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Liliane Mottu-Weber: "Fazy", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.04.2006, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025508/2006-04-03/, konsultiert am 28.03.2024.