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Kolin

Kleines, aber bedeutendes Geschlecht der Stadt Zug, das angeblich aus Strassburg stammt. 1375 bezeugte ein Johann Kali aus Zug, der 1380 als Ratsherr belegt ist, in Bremgarten eine Urfehde. Vielleicht ab 1383 war er Pannerherr, also Träger des Standesbanners beim militär. Auszug. Mit Peter (->), spätestens 1414 Pannerherr, begann eine Reihe von 19 Familienangehörigen, denen die Landsgemeinde dieses prestigeträchtige, Zuger Stadtbürgern vorbehaltene Amt auf Lebenszeit anvertraute. Einzig 1733, im ersten Harten- und Lindenhandel, wurde Oswald (1648-1736) abgesetzt und Georg Leonz Landtwing (1701-46) in das mittlerweile militärisch bedeutungslose Amt gewählt. 1798 musste Karl Kaspar (->), der letzte männl. Vertreter des Geschlechts, das Banner dem franz. General Nicolas Louis Jordy ausliefern. Der enge Bezug zwischen Geschlecht und Amt ist sicher auf Peter zurückzuführen, der 1422 in Arbedo im Kampf um das Zuger Panner getötet wurde. Dieser "Heldentod" machte die K. berühmt und verbindet den Namen bis heute identitätsstiftend mit der Stadt Zug (u.a. Kolinstadt, Kolinplatz, Kolinbund).

Wie die Zurlauben, mit denen sie verschwägert und durch eine gemeinsame Kompagnie in span. Diensten liiert waren, gehörten die K. zur Partei der nach Frankreich orientierten "Linden". Sie konnten aber anders als jene auch während der Harten- und Lindenhändel des 18. Jh. ihre bis ins späte 14. Jh. zurückreichende Zugehörigkeit zum polit. Führungskreis behaupten. Sie waren fast ständig im städt. Rat vertreten und stellten vier Ammänner (->, ->, -> und ->), drei Landvögte (->, -> und ->) sowie im 16. Jh. drei Landschreiber, darunter Hans (1609) und dessen Sohn, den Pannerherrn Johann Jakob (1651), die eine Zuger Chronik schrieben. Eine solche verfasste auch Oswald (1612-99). Karl Kaspar publizierte 1786 die erste Staatsbeschreibung des Kt. Zug. Der Humanist Peter (1542), der in Paris studiert hatte und sich zur Reformation Zwinglis bekannte, veröffentlichte 1541 zusammen mit Johannes Fries ein wichtiges lat.-dt. Wörterbuch.

Quellen und Literatur

  • A. Iten, E. Zumbach, Wappenbuch des Kt. Zug, 1937-42 (21974)

Zitiervorschlag

Renato Morosoli: "Kolin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.09.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025385/2008-09-02/, konsultiert am 29.03.2024.