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HindelbankGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Verwaltungskreis Emmental. Die Gemeinde umfasst das Strassendorf Hindelbank, Wiler, die Frauenstrafanstalt sowie seit 2021 Mötschwil. 1275 Hundelwanc. 1764 328 Einwohner; 1850 651; 1880 1124; 1900 1006; 1950 1162; 1990 1970; 2000 2000; 2010 2054; 2020 2518.

Hindelbank: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.
Hindelbank: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.

Einzelfunde im Dorf stammen eventuell aus dem Neolithikum und Siedlungsspuren in den Lindachfeldern vermutlich aus der Römerzeit. Die ehemalige Weiherburg in Wiler aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (keine Reste) wurde ersetzt durch einen Herrenstock, dessen Kern auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückgeht. Die kleine Niedergerichtsherrschaft Hindelbank mit dem Hof Wiler und dem Kirchensatz machte im Besitz von Burgerfamilien ab etwa 1347 Erbgänge, Teilungen und Verkäufe mit; 1798 fielen die Herrschaftsrechte dahin. Mit Hettiswil und Kernenried gehörte Hindelbank zum kyburgischen, ab 1406 zum bernischen Landgericht Zollikofen, unterstand militärisch dem Freiweibel von Hindelbank und der Hochgerichtsbarkeit der Stadt Bern. Die Gemeinde war 1803-2009 Teil des Amtsbezirks (bis 1831 auch Oberamt genannt) Burgdorf und gelangte 2010 zum Verwaltungskreis Emmental. Eine Kirche ist in Hindelbank 1275 erstmals erwähnt. 1514-1518 entstand eine neue Kirche (1666-1668 Turm), die 1911 nach einem Brand wiederhergestellt wurde; sie weist zwei von Johann August Nahl gestaltete Grabdenkmäler auf. Der Kirchensatz kam 1505 an die Familie von Scharnachtal und erst 1553 wieder an die Herrschaft. 1810 erwarb ihn der Kanton Bern. Zur Kirchgemeinde Hindelbank gehören Bäriswil und Mötschwil.

Arbeitende Frauen im Ehrenhof des als Strafanstalt umgenutzten Schlosses. Fotografie, 1918 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege).
Arbeitende Frauen im Ehrenhof des als Strafanstalt umgenutzten Schlosses. Fotografie, 1918 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege). […]

Das Ackerbauerndorf Hindelbank gab seine Zelgen erst im späten 19. Jahrhundert auf, mechanisierte aber früh seine landwirtschaftliche Produktion (1878 überregionale Dampfdresch-Genossenschaft). Aus der Genossenschaft Käserei-Kartoffelbrennerei ging 1888 die Hefefabrik hervor. Grössere Betriebe entstanden mit einer Biskuitfabrik (1920), einem Kiesabbau (1960, Steinindustrie) und einer Wäscherei. Der Autobahnbau löste Anfang der 1960er Jahre eine Güterzusammenlegung aus. Die gute Verkehrslage an der alten Landstrasse (1755), an der Eisenbahnlinie (Station 1857) und an der Autobahn Bern-Zürich (1965 Anschlüsse Kirchberg und Schönbühl) trug der Gemeinde steigende Bevölkerungszahlen, starke Bautätigkeit (v.a. im Dorf), nicht aber neue Industrien ein. Dafür stieg der Wegpendleranteil in die Region Bern an. Hindelbank führte früh eine Schule (Schulhaus 1662 erwähnt); die Sekundarschule wurde 1903 eröffnet. Im Pfarrhaus nahm 1839 das staatliche Lehrerinnen- und Arbeitslehrerinnenseminar seinen Anfang, das 1918 nach Thun verlegt wurde. Das Naturreservat Hurstmoos und Hurstwald ist ein beliebtes Ausflugsziel. 1721-1725 liess Schultheiss Hieronymus von Erlach unweit des Altbaus im Wiler die reichste bernische Schlossanlage bauen. Hindelbank war im 18. Jahrhundert ein gesellschaftliches Zentrum von internationalem Ruf. Robert von Erlach verkaufte 1866 die Schlossdomäne an Private, das Schloss an den Kanton Bern. Dieser richtete dort zuerst eine Armenanstalt und 1896 die Frauenstrafanstalt ein (Gefängnisse); das Schloss dient als Verwaltungs- und Repräsentationsbau.

Quellen und Literatur

  • Heimatbuch des Amtes Burgdorf und der Kirchgemeinden Utzenstorf und Bätterkinden, 2 Bde., 1930-1938.
  • Schraner, Ernst: 100 Jahre Lehrerinnen- und Arbeitslehrerinnen-Bildung im Kanton Bern 1838-1938. Festschrift zur Jahrhundertfeier des Staatlichen Lehrerinnenseminars Hindelbank-Thun, 1938.
  • Schweingruber, Max: Hindelbank. Ein Blick in die Vergangenheit, 1989.
  • Hug, RegulaBauinventar der Gemeinde Hindelbank, 2004.
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1275: Hundelwanc

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Hindelbank (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.06.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000246/2021-06-10/, konsultiert am 28.03.2024.