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Saint-Prex

Politische Gemeinde des Kantons Waadt, Bezirk Morges, am Genfersee, umfasst Saint-Prex, die Weiler Les Iles, Beaufort, Senaugin und Fraid Aigue sowie die Wüstungen Dracy und Marcy. 885 Sanctus Prothasius. 1764 295 Einwohner; 1800 162; 1850 528; 1900 882; 1920 1364; 1950 1507; 2000 4210; 2010 5139.

Saint-Prex: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Saint-Prex: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

In Fraid Aigue wurden Reste einer Ufersiedlung aus dem Neolithikum gefunden, bei La Moraine ein Dorf sowie ein Gräberfeld aus der Spätbronzezeit und im Gebiet En Fribourg ebenfalls ein spätbronzezeitliches Gräberfeld. Aus der Römerzeit stammen Spuren einer Villa bei Marcy sowie Grabbauten unter der Kirche. Bei Vieux Moulin wurde ein burgundischer oder germanischer Friedhof, der im 5. und 6. Jahrhundert genutzt wurde, entdeckt. Der um 652 belegte Lausanner Bischof Prothasius soll Mitte des 7. Jahrhunderts in Saint-Prex bestattet worden sein. 885 wurden die Kirche mit dem Patronatsrecht sowie die Güter von Dracy der Kathedrale von Lausanne restitutiert. Saint-Prex bildete einen Teil des Territoriums, das – im 10. Jahrhundert durch weitere Schenkungen vergrössert – dem Domkapitel Lausanne unterstellt war. 1223 erhielt Saint-Prex das Marktrecht. 1234 liess das Domkapitel das Dorf aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen an das Seeufer verlegen und befestigen (heutiges Städtchen). Ein Schloss und ein Hafen wurden gebaut. Die ab 1357 belegte Bürgerschaft der Stadt stellte sich 1358 unter den Schutz des Grafen von Savoyen. Sie betrieb eine Mühle sowie eine Hanfreibe und erhob von den Bürgern das Ungeld sowie Gebühren für das Recht auf die Allmendweide. Ein ab 1493 belegter siebenköpfiger Rat verwaltete die Gemeinde. 1536 wurde diese der Vogtei Morges (ab 1798 Distrikt) und der Kirchgemeinde von Etoy als Filiale zugeteilt.

Besuch in der Glashütte von Saint-Prex. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 87 vom 27. März 1942 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#87-1#3*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern.
Besuch in der Glashütte von Saint-Prex. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 87 vom 27. März 1942 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#87-1#3*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. […]

Die Landwirtschaft wurde im 18. und 19. Jahrhundert unter dem Einfluss von Grossgrundbesitzern aus Morges und Genf, die sich ab dem 16. Jahrhundert in Saint-Prex niedergelassen hatten, gefördert und modernisiert (Pasche, Forel). Mit dem Bau einer neuen Strasse von Lausanne nach Genf 1762-1789 verlor der Seeweg seine Bedeutung für den Transport. 1859 erhielt Saint-Prex einen Anschluss ans Eisenbahnnetz. Das Schicksal des Städtchens nahm eine Wende, als 1911 Henri Cornaz eine Glashütte eröffnete. Saint-Prex wuchs mit dem Ausbau der Fabrik, die 1980 250 Angestellte beschäftigte. Die ersten Glasarbeiter waren katholische Freiburger aus Semsales. Ihre Zahl führte zur Errichtung einer eigenen, Saint-Marc geweihten Kapelle, die seit 1924 als Pfarrkirche dient. Ab 1966 war die Glashütte Teil der Vetropack. Ende des 20. Jahrhunderts wandelte sich Saint-Prex zu einer Wohngemeinde.

Quellen und Literatur

Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
885: Sanctus Prothasius

Zitiervorschlag

Catherine Santschi: "Saint-Prex", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.01.2021, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002451/2021-01-19/, konsultiert am 19.03.2024.