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Denkmäler

Wie in ganz Europa sind die nach antikem Vorbild errichteten Denkmäler der Schweiz, die an eine Person oder an ein Ereignis erinnern, privater oder öffentlicher Art. Die privaten Denkmäler – Grabmäler, Statuen, Büsten oder Weihinschriften – finden sich in Gotteshäusern, Parkanlagen oder Privathäusern. Einige von ihnen haben eine historische Bedeutung, die weit über den Bereich des Privaten hinausreicht, etwa die Gräber der Grafen von Nellenburg in der Allerheiligenabtei in Schaffhausen, das Kenotaph der Grafen von Neuenburg in der Kollegiatskirche oder die zahlreichen Grabdenkmäler in der Kathedrale von Lausanne und im Münster in Basel. Die öffentlichen Denkmäler unterscheiden sich von den privaten dadurch, dass sie mit Zustimmung der Behörden errichtet wurden und öffentliches Eigentum sind. In der Schweiz sind die meisten Denkmäler von lokalen oder regionalen Behörden errichtet worden, bisweilen auch von gesamtschweizerischen Vereinen. Gewisse Denkmäler werden «nationale Denkmäler» genannt, obwohl die Schweiz nie ein eigentliches Nationaldenkmal errichtet hat (Bildhauerei).

Die ältesten öffentlichen Denkmäler der Schweiz sind die Inschrift auf dem Felsen der Pierre Pertuis, die an den Bau der Römerstrasse erinnert, und die beiden Steinsäulen auf dem Julierpass. Im Mittelalter baute man Kapellen auf Schlachtfeldern, um die Erinnerung an die Ereignisse wachzuhalten. Manche Denkmäler sind sehr unauffällig, wie etwa das Standbild des Gründers von Augusta Raurica im Hof des Basler Rathauses (1580) oder gewisse Brunnenfiguren (Wilhelm Tell in Schwyz, 1682; Niklaus von Flüe in Sarnen, 1708).

Monument zu Ehren Wilhelm Tells und der drei Begründer der eidgenössischen Freiheit, errichtet von Abbé Raynal. Radierung im zweiten Band der Kleinen Schweizer-Chronik, die 1801 in Bern von Johann Georg Heinzmann publiziert wurde (Burgerbibliothek Bern, Mülinen S 1371, S. 155).
Monument zu Ehren Wilhelm Tells und der drei Begründer der eidgenössischen Freiheit, errichtet von Abbé Raynal. Radierung im zweiten Band der Kleinen Schweizer-Chronik, die 1801 in Bern von Johann Georg Heinzmann publiziert wurde (Burgerbibliothek Bern, Mülinen S 1371, S. 155). […]

Die zwischen 1790 und 1810 errichteten Denkmäler, etwa jenes zu Ehren von Salomon Gessner in Zürich (1793) aufgestellte Monument, wurden zerstört oder in der Zeit der Restauration umgewandelt. Diese fand ihren Ausdruck im Löwendenkmal von Luzern (nach einem Modell Bertel Thorvaldsens, 1821), das an den Untergang der Schweizergarde 1792 erinnert. Vor 1850 wurden nur wenige bedeutende Denkmäler geschaffen; erinnert sei an das Rousseau-Denkmal in Genf (von James Pradier, 1835) und an die Denkmäler Bertholds von Zähringen (Emanuel von Tscharner, 1847) und Rudolfs von Erlach (Joseph Volmar, 1849) in Bern. Alle diese Denkmäler verdanken ihr Entstehen privater Initiative; finanziert wurden sie durch Subskriptionen. Wie überall in Europa wuchs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Wille, die nationale Identität durch Denkmäler zu festigen. Die meisten Denkmäler dieser Zeit sind einfache Porträtbüsten. Es wurden aber auch Standbilder errichtet (David de Pury in Neuenburg, 1855; Giovanni Antonio Marcacci in Locarno, 1856; Huldrych Zwingli in Zürich, 1885; Johann Heinrich Pestalozzi in Yverdon, 1890) und sogar ein Reiterstandbild (Guillaume-Henri Dufour in Genf, 1884). Einige dieser Denkmäler verherrlichen Nationalhelden (Tell in Lugano, 1852, und Altdorf, 1895; Arnold Winkelried in Stans, 1865; Adrian von Bubenberg in Bern, 1897; Major Davel in Lausanne, 1898), andere erinnern an Schlachten wie etwa das Denkmal am Berner Grauholz (1886). Schliesslich wurden auch allegorische Darstellungen errichtet (Berna vor dem Bundeshaus, 1863; das Monument national in Genf mit Geneva und Helvetia, 1869). Bei diesen Denkmälern fanden alljährlich patriotische Feiern statt. Ungeachtet der wachsenden Kritik nahm die Zahl der Denkmäler nach 1900 zu. Einige der bedeutsamsten sind: Weltpostdenkmal in Bern, 1909; Hommage à la République in La Chaux-de-Fonds, 1910; Monument international de la Réformation (auch Mur des réformateurs genannt) in Genf, 1917; Monument national du Valais in Sitten, 1918; La sentinelle in Les Rangiers, 1924; Hans Waldmann in Zürich, 1937; General Henri Guisan in Lausanne, 1966.

Alle Pläne für ein eidgenössisches Nationaldenkmal scheiterten jedoch. Das Projekt des Franzosen Guillaume Thomas François Raynal, ein Denkmal zum Ruhme Tells und der drei Eidgenossen auf dem Rütli zu errichten (1783), wurde von Uri verworfen. Es wurde schliesslich auf Kosten Raynals auf der im Privatbesitz befindlichen Insel Altstatt im Vierwaldstättersee gebaut, doch bereits 1796 durch Blitzschlag zerstört. In einem gewissen Sinne kann man das Bundeshaus in Bern (1902) und das Bundesbriefmuseum in Schwyz (1936) als Nationaldenkmäler betrachten. Seit den 1930er Jahren macht das traditionelle Denkmal Kunstwerken Platz, die, gefördert durch Richtlinien für Kunst am Bau, in Gebäude integriert werden. In Städten verbreiten sich Skulpturen, die nicht mehr an eine Person oder an ein Ereignis erinnern. Die Helvetia auf Reisen bei der Mittleren Basler Rheinbrücke (von Bettina Eichin, 1980) ist dafür ein bezeichnendes Beispiel.

Quellen und Literatur

  • AH, 7; 10
  • G. Kreis, Zeitzeichen für die Ewigkeit: 300 Jahre schweiz. Denkmaltopographie, 2008
Weblinks

Zitiervorschlag

Claude Lapaire: "Denkmäler", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.04.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024482/2010-04-15/, konsultiert am 18.04.2024.