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Mineralogie

Die Mineralogie bildet wie die Geologie ein Teilgebiet der Erdwissenschaften. Sie umfasst unter anderem die Erforschung der Formen, der physikalischen und chemischen Eigenschaften und der Entstehung der Mineralien. Mineralien sind homogene, feste Bestandteile der Erdkruste und des Erdmantels. Einzelne Gebiete wie zum Beispiel die Kristallografie und die Lagerstättenkunde bilden heute selbstständige Disziplinen. Gelehrt wird die Mineralogie in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert an den naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Basel, Bern, Freiburg, Genf, Lausanne, Neuenburg und an der Universität Zürich gemeinsam mit der ETH Zürich.

Frontispiz und Titelseite des bahnbrechenden Werks von Johann Jakob Scheuchzer über die Naturgeschichte der Schweiz (1716-1718), dessen dritter Band eine detailgetreue Beschreibung der einheimischen Mineralien enthält (Schweizerische Nationalbibliothek).
Frontispiz und Titelseite des bahnbrechenden Werks von Johann Jakob Scheuchzer über die Naturgeschichte der Schweiz (1716-1718), dessen dritter Band eine detailgetreue Beschreibung der einheimischen Mineralien enthält (Schweizerische Nationalbibliothek).

Die Entwicklung der modernen Mineralogie begann im 16. Jahrhundert mit den Werken von Georgius Agricola, zu denen auch Paracelsus und der Zürcher Konrad Gessner Beiträge lieferten. Im 17. Jahrhundert finden sich erstmals Beobachtungen über die Kristallformen, darunter von Johannes Kepler 1611 über Schneekristalle und Niels Stensen 1669 über die Winkelkonstanz am Quarz (Bergkristalle). An der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert zählten auch Schweizer Forscher zu den Begründern der beschreibenden und theoretischen Mineralogie. 1698 erschien Johann Heinrich Hottingers Dissertation über Kristalle, 1723 die Schrift «Prodromus Crystallographiae» als Teil einer grösseren nicht gedruckten Arbeit von Moritz Anton Kappeler. Johann Jakob Scheuchzer widmete den Mineralien im 3. Teil seines Werks «Der Natur-Histori des Schweitzerlands» (1716-1718) ein grosses Kapitel. Alle stützten ihre Beobachtungen vor allem auf den Quarz, für dessen Vorkommen die Alpen seit der Antike bekannt waren (Bodenschätze). Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Mineralogie parallel zur Physik und Chemie rasch zu einer exakten Wissenschaft. Mit ihren allgemein beachteten Forschungen hatten daran auch Gustav Adolf Kenngott und David Friedrich Wiser Anteil. Im 20. Jahrhundert wurden Paul Niggli und Paul Scherrer für den Ausbau der Kristallstrukturbestimmung und der Kristallografie sowie Fritz Henning Laves für die Kristallchemie von Metallen und Silikaten international geehrt.

Seit dem 18. Jahrhundert haben Publikationen über die zahlreichen Mineralfundstellen der Schweiz Tradition. So veröffentlichten Gottlieb Sigmund Gruner 1775 und Christoph Bernoulli 1811 Schriften über die Schweizer Mineralvorkommen. Kenngott publizierte 1866 «Die Minerale der Schweiz nach ihren Eigenschaften und Fundorten ausführlich beschrieben», ein Inventar der damals 150 bekannten Mineralarten. Wegweisend war Nigglis 1940 erschienenes Werk «Die Mineralien der Schweizeralpen» und mit dem «Mineralienlexikon der Schweiz» schuf Hans Anton Stalder 1998 mit andern Autoren eine moderne topografische Mineralogie über 670 Mineralien. Die 1921 gegründete Schweizerische Mineralogische und Petrographische Gesellschaft gab 1921-2005 die «Schweizerischen Mineralogischen und Petrographischen Mitteilungen» in drei Landessprachen heraus.

Sogenannte Mineralienkabinette entstanden in vielen Schweizer Städten im Zuge der aufkommende Begeisterung für die Alpen bereits im 18. Jahrhundert. Naturhistorische Museen (Basel, Bern, Genf) und mineralogisch-geologische Sammlungen (Freiburg, Lausanne, Neuenburg, Zürich) folgten im 19. Jahrhundert. Mit der Esoterikwelle (Esoterik) entwickelte sich ab den 1970er Jahren zudem ein privater Markt für Mineralien.

Quellen und Literatur

  • P. Niggli, «Mineralogie und Petrographie», in Fs. zur 200-Jahr-Feier der Naturforschenden Ges. in Zürich, 1746-1946, 1946, 100-206
  • H.A. Stalder et al., Mineralienlex. der Schweiz, 1998
Weblinks

Zitiervorschlag

Walter F. Oberholzer: "Mineralogie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024471/2009-11-10/, konsultiert am 28.03.2024.