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Crissier

Kirche und Pfarrhaus. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1830 (Musée historique de Lausanne).
Kirche und Pfarrhaus. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1830 (Musée historique de Lausanne).

Polit. Gem. VD, seit 1803 Bez. Lausanne, in Westen von Lausanne gelegen. 1199 Crissiaco, 1228 Crissie. 1416 34 Haushalte; 1550 26; 1764 261 Einw.; 1850 511; 1900 875; 1910 1'192; 1950 2'068; 2000 6'577. Die Flur Châtelard, hoch über der Sorge gelegen, wurde zwischen 3000 und 1800 v.Chr. besiedelt. Die Römerstrasse zum Gr. St. Bernhard führte an C. vorbei. Eine röm. Villa existierte am Fusse des Hügels Montassé; röm. Fundamente fand man auch in Timonet. Im FrühMA war C. eine Pfründe des Kapitels von Lausanne. Die Gerichtsbarkeit wurde durch einen Meier und einen Weibel ausgeübt, wobei bisweilen beide Funktionen in einer Person vereinigt waren. Gegen 1418 ging die Meierei in die Hand der Walliser Fam. de Monthey über, dann kam sie durch Verschwägerung an Jean Daux. Nach der Daux-Verschwörung wurde sie 1595 von Isbrand de Crousaz erworben und in eine Herrschaft umgewandelt. Sie ging in die Hand der de Martines über und wurde 1732 von Lausanne übernommen, wobei Bern sein Lehensrückzugsrecht ausübte und die Gerichtsbarkeit dem Vogt unterstand. 1764 wurde die Gem., die früher einen Rat gehabt hatte, durch die Gemeindeversammlung verwaltet. Während der Helvetik gelangte C. zum Bez. Morges. 1228 wird die Pfarrei erstmals erwähnt; die Kirche Saint-Saturnin wurde nach der Reformation 1595 wieder aufgebaut und 1907 restauriert. Das Schloss stammt vom Ende des 17. Jh.; an der Mèbre befinden sich zwei Mühlen. Seit der Mitte des 19. Jh. durchquert die Eisenbahnlinie die Gem. - der Bahnhof steht in Renens -, aber Industriebetriebe liessen sich erst im 20. Jh. nieder: Zigarettenfilter und -papierproduktion (Baumgartner 1912), Ziegelei (1958), Druckwalzen (Bentronic 1961), Geleiseunterhaltsmaschinen (Matisa 1962), Messinstrumente (Ruegger 1967). C. ist Standort mehrerer Einkaufszentren (Migros und andere Unternehmen 1972, Coop-Léman Centre 2001). Die Autobahn A1 vervollständigte die Verkehrserschliessung im Norden. Der Kern C.s hat seinen Wohncharakter behalten, der Norden bleibt landwirtschaftlich genutzt. Die Bevölkerungsentwicklung führte 1906 zur Schaffung eines Gemeinderates (Legislative).

Quellen und Literatur

  • C. Rapin, «Villas romaines des environs de Lausanne», in Etudes de lettres, Nr. 1, 1982, 29-47
  • P. Delacrétaz, C. au temps jadis, 1989
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Michel Depoisier: "Crissier", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.08.2005, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002405/2005-08-17/, konsultiert am 28.03.2024.