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HansHerzog

Hans Herzog um 1871. Porträt des Zürcher Fotografen Johannes Ganz (Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung)
Hans Herzog um 1871. Porträt des Zürcher Fotografen Johannes Ganz (Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung)

28.10.1819 Aarau, 2.2.1894 Aarau, reformiert, von Aarau. Sohn des Johann, Textilfabrikanten, und der Franziska Salomea geborene Herosé. Enkel des Johannes (->). 1) 1848 Emilie von Alberti, Tochter des Friedrich August, Salinendirektors, aus Rottweil, 2) 1876 Julie Zobel, seine Nichte. Nach der aargauischen Kantonsschule und vier Semestern naturwissenschaftlichen Vorlesungen an der Genfer Akademie arbeitete Hans Herzog im väterlichen Unternehmen mit. Er war aktives Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft. Neben der Milizkarriere als Artillerieoffizier betrieb Herzog ein Selbststudium der Waffen- und Munitionstechnik. Geschäftliche Auslandaufenthalte benützte er zum Besuch von Militäranstalten und Rüstungsbetrieben. 1846 tat er Dienst bei der reitenden Artillerie in Ludwigsburg (Württemberg). Ab 1852 gehörte er der eidgenössischen Artilleriekommission an. In Militärzeitschriften führte er einen Kampf gegen das sogenannte Scheinwesen, die Spielerei und den geisttötenden Formalismus in der Armee. Während der Mobilisierung der eidgenössischen Armee 1856 war er Artilleriechef der Division Ziegler.

1860-1874 gründete er als eidgenössischer Inspektor der Artillerie – in dieser Funktion übte er das Amt des Waffenchefs, Rüstungschefs und Chefs der Kriegsmaterialverwaltung zusammen aus – mehrere staatliche Rüstungsbetriebe und setzte sich für die Verbesserung der Gewehre, des Pulvers und der Kriegsfahrzeuge und die Einhaltung der allgemeinen Wehrpflicht ein. Weiter strebte er eine Vereinfachung der Ausbildung an, die anstelle der formalen Exerzitien auf dem Kasernenhof die Feldtüchtigkeit zum Ziel hatte. Während des Deutsch-Französischen Kriegs hatte er vom 19. Juli 1870 bis zum 15. Juli 1871 als General den Oberbefehl über die Schweizer Armee inne. Als die zerrüttete Bourbakiarmee Anfang Februar 1871 in die Schweiz abgedrängt wurde und die Möglichkeit ihrer Verfolgung durch deutsche Streitkräfte bis auf schweizerisches Hoheitsgebiet in Betracht gezogen werden musste, widersetzte er sich erfolgreich dem Begehren des Bundesrats, die aufgebotenen Truppen zu entlassen, bevor die kritische Lage geklärt war. Herzogs Generalsbericht nach dem Deutsch-Französischen Krieg stellte gravierende Mängel in der Ausrüstung der Schweizer Armee fest. Mit der neuen Militärorganisation von 1874 fiel die überragende Stellung des Artillerieinspektors als eidgenössischem Rüstungsbeauftragten dahin. 1875 wurde Herzog zum Waffenchef der Artillerie gewählt, eine Funktion, die er bis zu seinem Tod ausübte. Darüber hinaus spielte er eine massgebende Rolle beim Ausbau der Landesbefestigung. 1885 leitete er einen Truppenzusammenzug, in dem erstmals zwei Divisionen in freier Führung gegeneinander angesetzt wurden. Herzog erfüllte die Rolle eines hohen militärischen Führers und Fachmannes mit grosser Hingabe und rastlosem Arbeitseinsatz, ohne Rücksicht auf seine Person zu nehmen.

Quellen und Literatur

  • H. Senn, General Hans Herzog, 1945
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 28.10.1819 ✝︎ 2.2.1894

Zitiervorschlag

Hans Senn: "Herzog, Hans", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.12.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023779/2007-12-13/, konsultiert am 13.04.2024.