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Franzoni

Bürgergeschlecht aus Cevio, 1413 erstmals erwähnt mit Lamberto, console (Dorfvorsteher) von Cevio. Die Herkunft der Fam. ist unsicher. Gemäss einer Locarneser Chronik von 1636 (die wiederum von einer Chronik aus Dijon zitiert wird), soll der Stammvater im 10. Jh. aus Frankreich geflüchtet sein und sich zuerst in Cimalmotto niedergelassen haben, während er nach einer anderen Quelle aus dem Val d'Ossola (Eschental) zugewandert sein soll. 1514 war der Notar Filippo Bernardo Mitglied einer Kommission, welche die Satzungen des Tals ausarbeitete. 1558 erwarb Giovanni das Bürgerrecht von Locarno, aber bis zum Ende des 18. Jh. liess sich kein Familienmitglied dort dauerhaft nieder. Die F. hatten eine beträchtliche wirtschaftl. Macht inne: neben unzähligen Grundstücken und Häusern im Maggiatal, im Locarnese und in der Magadinoebene verfügten sie nämlich auch über ein grosses Geldvermögen, das ihnen erlaubte, Behörden, Gemeinden und Privatpersonen Kredite zu gewähren. Während der dreihundertjährigen eidg. Herrschaft hatten sie die wichtigsten öffentl. Ämter im Maggiatal inne, insbesondere während ca. 250 Jahren das Kanzleramt (Schreiberamt). Daneben stammten aus dem Geschlecht Statthalter, Dolmetscher, Fiskale, Fähnriche, Schatzmeister (canepari), Generalhauptleute, Abgeordnete in die Landschaftsräte und Gemeindevorsteher. Diese Ämterkonzentration führte zu einer Oligarchie, gegen die sich die Talbewohner verschiedentlich aufzulehnen versuchten. Doch da die F. bei den eidg. Orten wegen ihrer absoluten Treue und polit. Unterstützung hohes Ansehen genossen, waren die Aufstände zumeist erfolglos. Auch wenn diverse Mitglieder der Familie ihre Position dazu ausnützten, die eigene Politik durchzusetzen und sich zu bereichern, spielten die F. nicht nur eine negative Rolle. Einige Vertreter machten von ihrem Einfluss auf die eidg. Orte in dem Sinne Gebrauch, dass sie sich für die Interessen des Tales einsetzten und sich gegen Missbräuche durch die Landvögte stellten. Im Übrigen zeigten sie sich den Gemeinden gegenüber grosszügig und liessen Kirchen, Oratorien und Kapellen (Madonna del Ponte in Cevio) erbauen, errichteten Pfründen und stifteten ansehnliche Summen. Im Allgemeinen muss das hohe kulturelle Niveau vieler Mitglieder der Familie hervorgehoben werden, aus welcher vor und nach 1798 (dem Ende ihrer Vorherrschaft im Tal) Notare, Politiker, Geistliche, Künstler, hohe Militärs und kulturell Gebildete hervorgingen. Die F. führten im Maggiatal die rationelle Waldnutzung und den Holzhandel ein.

Quellen und Literatur

  • ASTI, Archiv Tommaso und Alberto F.
  • F. Filippini, «Genealogia dei F. dal 1400 al 1945», in RST, 1945, 1030-1032, 1054-1056, 1076-1078
  • M. Signorelli, Storia della Valmaggia, 1972

Zitiervorschlag

Daniela Pauli Falconi: "Franzoni", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.09.2004, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023517/2004-09-22/, konsultiert am 25.04.2024.