de fr it

Francesco SaverioRiva

30.9.1702 Lugano, 27.7.1783 Lugano, katholisch, von Lugano. Graf und Abt, Herr von Mauensee, Verwalter des Familienvermögens und Homme de Lettres.

Porträt des Grafen und Abts Francesco Saverio Riva. Öl auf Leinwand, Ende der 1730er Jahre, 112 x 87,5 cm (Fondazione Palazzo Riva, Lugano; Fotografie Stefano Spinelli, 2012).
Porträt des Grafen und Abts Francesco Saverio Riva. Öl auf Leinwand, Ende der 1730er Jahre, 112 x 87,5 cm (Fondazione Palazzo Riva, Lugano; Fotografie Stefano Spinelli, 2012). […]

Francesco Saverio Riva war das jüngste der 17 Kinder des Giovanni Battista Riva, eines der einflussreichsten Magistraten Luganos, und der Lucrezia Morosini, die ihrerseits aus einer der mächtigsten Familien der Stadt stammte. Zu seinen Brüdern gehörten die Untervögte Antonio und Rodolfo Giovanni Riva und der Literat Gian Pietro Riva; Regina Francesca Riva war seine Schwägerin. Nach dem Besuch des Somasker-Kollegiums Sant'Antonio in Lugano und des herzoglichen Kollegiums in Modena studierte Riva an der Universität Pavia, wo er 1723 in Zivil- und Kirchenrecht abschloss. Er setzte seine Studien in Rom fort, sah sich aber, wohl aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit, gezwungen, in seine Heimat zurückzukehren. Als Kleriker ohne seelsorgerische Aufgaben vereinte er das vom Vater ererbte Adelsprädikat mit seiner Würde als Geistlicher und trat stets als Graf und Abt in Erscheinung. Ebenfalls auf den Vater zurückzuführen sind seine Titel eines Mitglieds des städtischen Patriziats von Luzern und Herrn von Mauensee.

Der vielseitige Riva verwaltete einen erheblichen Teil des Familienvermögens. Insbesondere trug seine Geschäftstätigkeit im Kredit- und Immobiliensektor (Kredit, Grundbesitz) in verschiedenen Gemeinden der Vogteien Lugano und Mendrisio dazu bei, das Ansehen seiner Familie zu mehren. Sein zwischen 1732 und 1752 erbauter Palazzo im Quartier Verla (Santa Margherita) gilt als einer der bedeutendsten spätbarocken Profanbauten in den ennetbirgischen Vogteien. In Besazio, seinem Feriendomizil, verfügte er ausserdem über ein Herrenhaus und umfangreiche Ländereien.

Ansicht der Hauptfassade des Palazzo Riva di Santa Margherita, 2012 von der Via Pretorio in Lugano aus fotografiert © Roberto Pellegrini, Bellinzona.
Ansicht der Hauptfassade des Palazzo Riva di Santa Margherita, 2012 von der Via Pretorio in Lugano aus fotografiert © Roberto Pellegrini, Bellinzona. […]

Riva interessierte sich für Philosophie und Literatur und pflegte intensive Briefwechsel, insbesondere mit dem Bergamasker Pro-Jansenisten Francesco Brembati. Unter dem Pseudonym Siredo gehörte er der Accademia dell’Arcadia an, einer literarischen Strömung, die als Reaktion auf die «Unordnung und den schlechten Geschmack» des Barocks eine Rückkehr zum Klassizismus propagierte. Seine Kontakte im Kreis der Aufklärer machte er sich auch zur Unterstützung von Verwandten oder jungen Emigranten aus den ennetbirgischen Vogteien zunutze. Riva blieb als Wohltäter und Beschützer verschiedener Bruderschaften und religiöser Orden in Lugano in Erinnerung, namentlich der jungen Bruderschaft Sacro Cuore, der Kapuziner der Santissima Trinità und der Augustinerinnen von Santa Margherita, deren Oberin seine Nichte Vittoria Marianna Riva war. In ihrem Kloster beauftragte ihn der Bischof von Como unter anderem mit der Beurteilung der wirtschaftlichen Führung, die Mitte des 18. Jahrhunderts im Argen lag. Als kluger Schiedsrichter erwies sich Riva bei verschiedenen öffentlich-rechtlichen Streitfällen in der Stadt und auf dem Land sowie bei privaten Auseinandersetzungen in seinem familiären Umfeld. Nach seinem Tod wurde er in der Kirche Sant'Antonio in Lugano beigesetzt.

Quellen und Literatur

  • Archivio storico della città di Lugano, Lugano, Fondo Famiglia Riva.
  • Archivio storico diocesano di Lugano, Lugano, Archivio parrocchiale di Besazio.
  • Biblioteca Civica Angelo Mai, Bergamo, Manoscritti MMB.
  • Fidecommesso Riva (Hg.): Storia della famiglia Riva, 3 Bde., 1972-1993.
  • Schnyder, Marco: «Un nobile ecclesiastico nella sua comunità», in: Bollettino storico della Svizzera italiana, 2004/1, S. 149-170.
  • Schnyder, Marco: Famiglie e potere. Il ceto dirigente di Lugano e Mendrisio tra Sei e Settecento, 2011.
  • Martinoli, Simona: Il palazzo Riva di Santa Margherita a Lugano e la sua quadreria, 2014, insbesondere S. 92-94.
  • Agustoni, Edoardo; Pedrini Stanga, Lucia (Hg.): Dentro i palazzi. Uno sguardo sul collezionismo privato nella Lugano del Sette e Ottocento: le quadrerie Riva, 2020.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Siredo (Pseudonym)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 30.9.1702 ✝︎ 27.7.1783

Zitiervorschlag

Marco Schnyder: "Riva, Francesco Saverio", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.05.2023, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023275/2023-05-26/, konsultiert am 28.03.2024.