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Lodrino

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Riviera, 2017 mit Cresciano, Iragna und Osogna zur Gemeinde Riviera fusioniert. Auf der rechten Seite des Flusses Tessin gelegen. 857 Ludrini, 1193 Ludrino. 1850 534 Einwohner; 1900 776; 1950 752; 1970 1075; 2000 1461; 2010 1686; 2016 1779.

Lodrino: Situationskarte 2016 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.
Lodrino: Situationskarte 2016 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.

Überreste von Befestigungsanlagen deuten darauf hin, dass im 12. und 13. Jahrhundert Adelsfamilien, vielleicht langobardischer Herkunft, ansässig waren. Im Mittelalter umfasste Lodrino auch den Weiler Prosito (13. Jh. Proxedrium); die im 13. Jahrhundert belegte Pfarrkirche Santi Gervasio e Protasio war möglicherweise eine Eigenkirche. Prosito hatte Mitte des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich denselben Status wie Lodrino und Iragna. Die am Berghang gelegenen Ortsteile bildeten die Gemeinschaft de Monte Parli (1207), deren Zentrum die 1215 erwähnte Kapelle San Martino di Monte Paglio war (ursprünglich Pfarrkirche Santi Placido e Sigisberto). Die ab 1375 bezeugte Hauptkirche Sant'Ambrogio geht auf einen romanischen Vorgängerbau aus dem 11.-12. Jahrhundert zurück. Die Seelsorge oblag im Mittelalter dem Propst von Biasca. Als der Herzog von Mailand 1441 die Leventina an Uri abtrat, reorganisierte er seinen Besitz in der Riviera. Die Dörfer Lodrino, Prosito und Iragna wurden in ein herzogliches Vikariat eingegliedert, das ein von den Dorfgenossen gewählter Beamter leitete. In der Verwaltung sowie in zivil- und strafrechtlichen Belangen erhielten die drei Dörfer weitgehende Autonomie, die in den Satzungen von 1450 und 1492 bestätigt wurde. 1496 schworen Lodrino, Prosito und Iragna den Eidgenossen die Treue.

In den vergangenen Jahrhunderten lebte die Bevölkerung von Ackerbau und Viehzucht, daneben bestand 1782-1869 eine Glasfabrik und vorübergehend etwas Textilindustrie. Für den Bau der Gotthardbahn nahmen zahlreiche Granitsteinbrüche ihre Tätigkeit auf, von denen einige trotz eines starken und stetigen Rückgangs der Beschäftigten bis heute betrieben werden. 1939 wurde die sogenannte Lona-Linie (LOdrino-OsogNA) gebaut, eine 10 km lange Panzersperre mit 23 Befestigungswerken von nationaler Bedeutung; seit 1943 ist ein kleiner Militärflugplatz in Betrieb (heute auch als ziviler Helikopterlandeplatz). In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts setzte in Lodrino eine starke Bautätigkeit ein. Es entstanden Wohnungen, Schulen (Primarschule und Oberstufe) und Sportanlagen.

Quellen und Literatur

  • MDT, Serie 2
  • Lodrino, 1966
  • G. Chiesi, Lodrino, 1991
  • F. Bernardi, G. Foletti, Le vetrerie di Personico e di Lodrino, 2005

Zitiervorschlag

Giuseppe Chiesi: "Lodrino", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.09.2021, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002252/2021-09-09/, konsultiert am 19.03.2024.