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WirzOW

Altes Unterwaldner Landleutegeschlecht und führende Obwaldner Familie in Sarnen. Der 1367-1376 bezeugte Klaus des Wirtz, ein reicher Landmann, gilt als Stammvater. Ausgehend von Johann (->) verzweigte sich die Familie zu Beginn des 16. Jahrhunderts in zwei Linien. Sein Sohn Heinrich (->) war der Erste der Ringli-Wirz, sein Sohn Peter (->) jener der Türmli-Wirz. Die Nachkommen von Sebastian (->), einem Urenkel Peters, nannten sich ab Anfang des 17. Jahrhunderts auch Wirz von Rudenz. Aus der Linie der Türmli-Wirz ging um 1620 der Frauenfelder Zweig hervor, aus dem sich Mitte des 17. Jahrhunderts der schwäbische Zweig bildete. Letzterer starb Mitte des 18. Jahrhunderts aus. 1650 erwarb Johann Franz Ulrich (1695), ein Vertreter der Frauenfelder Linie, das Bürgerrecht der Stadt Solothurn. Johann Nepomuk (->), der im Dienst des letzten Fürstabts von St. Gallen gestanden hatte, starb 1841 als letzter männlicher Nachkomme dieser Linie.

Mitglieder der Familie waren schon im 16. Jahrhundert Landvögte in den gemeinen Herrschaften, bis ins 18. Jahrhundert fünfmal im Thurgau. Unter den ab Anfang des 17. Jahrhunderts im Thurgau niedergelassenen Wirz übernahmen einzelne Verwaltungsaufgaben in der Landvogtei, andere traten in den Dienst der Fürstäbte von St. Gallen sowie der Fürstbischöfe von Konstanz. Die Familie stellte zahlreiche Mitglieder im Solddienst, im 16. Jahrhundert beim Papst, im 17. und 18. Jahrhundert beim Kaiser sowie in Frankreich, Spanien und Neapel. Einzelne unter ihnen befehligten im 17. Jahrhundert Obwaldner Standeskompanien in Frankreich und im 18. Jahrhundert in Neapel. Die bedeutendsten Wirz in fremden Diensten waren Wolfgang Ignaz (->) und sein Sohn Josef Ignaz (->), beide Feldmarschälle im Königreich Neapel.

In Obwalden waren die Wirz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert fast immer im Kirchgangrat Sarnen sowie im Landrat vertreten und versahen regelmässig Landesämter. Die Unterwaldner Truppen wählten Niklaus (->) auf dem Brünig 1528 zum ersten Bannerherrn Ob- und Nidwaldens. Mittels Wahl durch die Landsgemeinde schaffte es zudem 1622 der erwähnte Sebastian in dieses Amt, ebenso 1676 sein Sohn Wolfgang (->) und 1700 Johann (->), ein Angehöriger der Ringli-Wirz. 1406-1723 waren die Wirz mit 13 regierenden Landammännern, die während 53 Jahren Obwalden vorstanden, eines der führenden Geschlechter. Knapp übertroffen wurden sie nur von den Imfeld, zu denen verschiedene Heiratsverbindungen bestanden. 1841-1909 standen Franz (->) sowie seine beiden Söhne Theodor (->) und Adalbert (->) 28 Mal an der Spitze des Landes. Von den 32 Geistlichen der Familie waren je die Hälfte Ordens- und Weltgeistliche; vier Pfarrer wirkten in Obwaldner Pfarreien, so Josef Anton (1795-1845), der ab 1840 als bischöflicher Kommissar amtierte.

Quellen und Literatur

  • E. Omlin, Die Landammänner des Standes Obwalden und ihre Wappen, 1966
  • E. Omlin, Die Geistlichen Obwaldens vom 13. Jh. bis zur Gegenwart, 1984, 570-582
  • N. von Flüe, Obwalden im 18. Jh., 2009

Zitiervorschlag

Niklaus von Flüe: "Wirz (OW)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022333/2013-11-12/, konsultiert am 28.03.2024.