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Castel San Pietro

Polit. Gem. TI, Bez. Mendrisio. C. liegt in einem weiträumigen Gebiet unterhalb des Monte Generoso und umfasst zahlreiche Fraktionen wie Corteglia, Gorla, Loverciano, Obino sowie seit 2004 die ehem. Gem. Casima, Monte und die Fraktion Campora (ehem. Gem. Caneggio). 1171 Castellum Sancti Petri. 1643 479 Einw.; 1685 563; 1696 541; 1769 623; 1801 610; 1850 874; 1900 898; 1950 1'131; 1970 1'500; 2000 1'728.

Doppelpostkarte anlässlich der Einführung des elektrischen Lichts in der Gemeinde, 1916 (Privatsammlung, alle Rechte vorbehalten).
Doppelpostkarte anlässlich der Einführung des elektrischen Lichts in der Gemeinde, 1916 (Privatsammlung, alle Rechte vorbehalten).

865 wurde C. erstmals erwähnt, als der kaiserl. Gefolgsmann Sigeradus den Ort dem Kloster S. Ambrogio in Mailand schenkte. Die Gem., die ursprünglich mit Balerna ein concilium (Nachbarschaft) mit einem Königshof bildete, erscheint 1270 als eine Kastlanei des Domkapitels Como. Deren Mittelpunkt war die wahrscheinlich im Krieg zwischen Mailand und Como (1118-27) erbaute Burg, die der Gem. den Namen gab. Von der Mitte des 13. Jh. an war C. im Wechsel Besitz des Bf. von Como und der Fam. Russ und Rusconi. Ende des 14. Jh. fiel C. endgültig in die Hände der genannten Fam., die noch während des gesamten 15. Jh., in welchem C. das polit. Schicksal der Pieve Balerna teilte, Ansprüche daran geltend machten. Bf. Bonifatius baute in der Burg eine Kirche (1343), die später, in Erinnerung an den blutigen Streit zwischen den Bosia und Rusconi 1390, "rote Kirche" genannt wurde. Seit 1626 ist C. eine eigene Pfarrei. Die Pfarrkirche S. Eusebio wurde bereits 1270 erwähnt; der bestehende Bau stammt aus dem 17.-18. Jh. und wurde 1912 restauriert. In MA und früher Neuzeit besassen die Kirche (Kapitel S. Fedele und Mensalgut des Bf. von Como) und mächtige Fam. (Albrici, Rusconi, nach dem 15. Jh. die Turconi, wie ihr Landhaus in Loverciano bezeugt) in C. ausgedehnte Ländereien. Das Land, das meist in Halbpacht bewirtschaftet wurde und zehntpflichtig war, konnte nicht immer die gesamte Bevölkerung ernähren, so dass Teile davon zum Auswandern gezwungen waren. Heute noch wird in C. Landwirtschaft und v.a. Weinbau betrieben. Zu Beginn des 20. Jh. entstand Kleinindustrie (Tabakverarbeitung, Brennereien); weitere Betriebe (Textilien, Uhren, Metallverarbeitung) folgten in den 1960er und 70er Jahren; sie beschäftigen v.a. ital. Grenzgänger. Der Grossteil der einheim. Erwerbstätigen fährt zur Arbeit täglich ins Tal.

Quellen und Literatur

  • Martinola, Inventario 1, 118-162
  • O. Lurati, Natura e cultura nei nomi di luogo di C. e del Monte Generoso, 1983
  • G. Ortelli-Taroni, C., 1994
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Stefania Bianchi: "Castel San Pietro", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.04.2005, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002229/2005-04-25/, konsultiert am 29.03.2024.