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Vezia

Politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Lugano, am Fuss des Hügels San Martino nordwestlich der Agglomeration Lugano an der Kantonsstrasse Lugano-Massagno-Lamone gelegen. 1467 Vezia. 1670 180 Einwohner; 1850 302; 1900 407; 1950 407; 1970 1404; 2000 1575; 2010 1889; 2020 1869.

Vezia: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.
Vezia: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.

Ziegelfragmente vermutlich aus römischer Zeit und Reste einer hochmittelalterlichen befestigten Einfriedung auf San Martino. Güterbesitz des Domkapitels Como ist 1297 und des Spitals Santa Maria in Lugano 1392 bezeugt. Wahrscheinlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt Vezia den mit Vorrechten verbundenen Status einer abgesonderten Gemeinde (terra separata) der Vogtei Lugano, vermutlich dank der Familie Morosini, die dort umfangreiche Ländereien besass. Kirchlich gehörte Vezia zuerst zu Lugano, ab 1571 zu Comano und wurde 1653 selbstständige Pfarrei. Die barocke Betkapelle San Martino wurde Anfang des 18. Jahrhunderts an Stelle eines Baus aus dem 12.-13. Jahrhundert errichtet, der seinerseits auf einen Nukleus aus dem 7.-8. Jahrhundert zurückging. Die ab 1616 erwähnte Pfarrkirche Santa Maria dell'Annunziata wurde im 18. Jahrhundert neu gebaut, 1826 geweiht und 1969 restauriert. Ackerbau und Viehwirtschaft mit einem regional bedeutenden Viehmarkt dominierten lange Vezias Wirtschaftsleben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts folgte auf die Ansiedlung verschiedener Industrie- und Handelsbetriebe im südlichen Teil der Gemeinde ein rasches Bevölkerungswachstum. Die an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert erbaute Villa Negroni ist eine der bedeutendsten Villen im Tessin. Sie gehörte der Familie Morosini und beherbergte im 19. Jahrhundert grosse Persönlichkeiten der italienischen Kultur sowie italienische und polnische Patrioten wie Enrico Dandolo, Luciano Manara und Tadeusz Kościuszko. Seit 1990 befindet sich in der 1976 von der Gemeinde Lugano erworbenen Villa das Studienzentrum für das Bankwesen.

Quellen und Literatur

  • O. Camponovo, «Terre con franchigie nel Sottoceneri», in AST 9, 1962, 447-450
  • Notizie storiche su Vezia, hg. von A. Arigoni, 2001
  • "Nel Gabinetto di Donna Marianna": la Biblioteca Morosini Negroni a Lugano tra Europa delle riforme e Unità d'Italia, Ausstellungskat. Lugano, 2011, 41-93, 109-115, 117-132

Zitiervorschlag

Antonio Gili: "Vezia", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.07.2023, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002216/2023-07-27/, konsultiert am 29.03.2024.