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Torricella-Taverne

Politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Lugano, die aus den beiden Siedlungen Torricella (mit dem Weiler Motto) und Taverne besteht und am rechten Ufer des Vedeggio südlich des Monte Barro liegt. 1254 Torexella, 1437 Tabernas de Torexella, 1473 Torricella, Taverne. 1670 447 Einwohner; 1801 411; 1850 512; 1900 587; 1950 741; 2000 2704; 2010 2925; 2020 3038.

Torricella-Taverne: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.
Torricella-Taverne: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.

Verschiedene Gräberfunde aus prähistorischer, römischer und frühmittelalterlicher Zeit. Der in einer Urkunde aus dem Jahre 1354 erwähnte Ausdruck ad clausas Carvine lässt auf das Vorhandensein einer Befestigungsanlage in Taverne schliessen, die im Frühmittelalter wahrscheinlich die nördliche Grenze der Besitzungen des Königshofs von Agnuzzo bildete. Auf einem langgezogenen felsigen Hügel stand früher eine Burg, von der Reste des Turms, der Zisterne und der Ringmauer erhalten sind. Trotz spärlicher Überlieferung dürfte diese der Familie Rusca gehört haben, die im 13. und 14. Jahrhundert zahlreiche Güter in der Gegend besass. Auf dem Monte Barro an der Grenze zur ehemaligen Gemeinde Sigirino stand wahrscheinlich ein Turm, der das Befestigungssystem ergänzte. 1261 ist in Portici eine Hube des Bischofs von Como bezeugt. Als wichtiger Durchgangsort auf der Nord-Süd-Achse (Strada Regina) verfügte Torricella-Taverne über eine 1469 erwähnte Brücke und verschiedene Tavernen. Während der eidgenössischen Herrschaft stiegen die Syndikatoren der regierenden Orte oft in dem Haus ab, in dem der Kastlan von Bironico, Cristoforo Rusca, 1469 Wohnsitz genommen hatte. 1799 schlugen die österreichisch-russischen Truppen des Generals Alexander Suworow in der Nähe von Torricella-Taverne das Lager auf und lieferten einem Trupp Franzosen ein Gefecht. Kirchlich unterstand Torricella-Taverne ursprünglich Agno. Die 1566 gebildete Vizepfarrei wurde 1615 selbstständig. Die 1361 erwähnte Kirche Santi Maurizio e Biagio ist älteren Ursprungs. Sie wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts um den Chor erweitert und 2002-2003 letztmals renoviert. Land- und Forstwirtschaft waren früher die Haupterwerbsquellen; daneben emigrierten viele Bewohner als Bauleute (Maestranze). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen in Torricella-Taverne fünf Mühlen in Betrieb. Die Eröffnung der Eisenbahnstation mit einem kleinen Güterbahnhof, der Bau der Landstrasse und später der Autobahn A2 führten zur Niederlassung zahlreicher Industriebetriebe und Handelsfirmen. 1905 wurde in Torricella-Taverne eine der grössten Reismühlen der Schweiz eröffnet, die 1957 vom Migros-Genossenschafts-Bund aufgekauft wurde. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung von Torricella-Taverne stark.

Quellen und Literatur

  • V. Gilardoni, Il Romanico, 1967, 574 f.
  • G. Chiesi, F. Zappa, Terre della Carvina, 1991
  • Strada Regina: raccolta doc. (Valle Carvina, Alto Vedeggio), 2009 (BCMe)

Zitiervorschlag

Bernardino Croci Maspoli: "Torricella-Taverne", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.07.2023, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002212/2023-07-27/, konsultiert am 28.03.2024.