Bavier

Churer Ratsgeschlecht. Die von Says zugezogene Familie bürgerte sich mit Michael und Sylvester Bavier 1527 bzw. 1528 in Chur ein. Sie stammte ursprünglich wohl aus Bayern und schrieb sich Pawier oder Bawier. Schon in der zweiten Generation gelang Hans Bavier der Aufstieg in das Amt des Churer Bürgermeisters und Präsidenten des Gotteshausbundes. In der Folge war die Familie stets im Rat vertreten. Zusammen mit den Tscharner stellte sie am meisten Bürgermeister. Andreas Bavier, Sohn von Hans Bavier, war Gesandter der Drei Bünde und erhielt 1610 von Kaiser Rudolf II. ein Adelsdiplom samt Wappenbrief, wie eine Wappenscheibe von 1616 bezeugt. Bald darauf teilte sich die Familie in fünf Linien, die alle in Chur ansässig waren. Als Hauptleute standen die Bavier zunächst in venezianischen, dann in französischen und niederländischen Diensten (Fremde Dienste). Die Familie brachte ausserdem Veltliner Amtsleute (Veltlin), Rechtsgelehrte, Ärzte und Pfarrer hervor. Ihre wirtschaftliche Tätigkeit lag bis ins 20. Jahrhundert schwergewichtig in Spedition (Transportgewerbe) und Handel, hinzu kam im späten 18. Jahrhundert das Bankgeschäft. So gehörte im 19. Jahrhundert die Firma Simon & Johann Baptist Bavier zu den Mitgründern der Bank für Graubünden. Der Epoche entsprechend finden wir die Bavier nun als Ingenieure im Strassen-, Wasser- und Bahnbau (Ingenieurwesen), aber auch als Unternehmer im In- und Ausland.

Porträt von Franz Bavier (1774-1822). Öl auf Leinwand von Christian Gottlob Richter, 1817 (Rätisches Museum, Chur).
Porträt von Franz Bavier (1774-1822). Öl auf Leinwand von Christian Gottlob Richter, 1817 (Rätisches Museum, Chur). […]

Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte ein Franz Bavier als Erster eine Baumwollspinnerei in Sils im Domleschg errichtet und um eine Weberei erweitert. Am Ende des 18. Jahrhunderts besassen die Bavier ein weit verzweigtes Baumwollgeschäft auf Verlagsbasis. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Familie massgeblich an der Spinnerei Meiersboden AG in Chur beteiligt (Textilindustrie). Neben Handelsfirmen in Zürich und Marseille führten die Bavier ein Seidenhaus in Japan und Kohleminen in China. Politisch wirkten sie im Kantons- und Bundesparlament als Radikale. Mit Simeon Bavier gelangte 1878 der erste Bündner in den Bundesrat. Obwohl sich manche Amtsträger mit dem Adelsprädikat «von» schrieben und sich mit den führenden Familien wie den Salis verheirateten, erwarben sie erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Anteil am Schloss Reichenau einen herrschaftlichen Wohnsitz.

Quellen und Literatur

  • Bavier, Eduard von: Stamm-Tabelle der Adeligen Familie von Bavier aus Chur in Hohenrhätien, 1892.
  • Churer Stadtgeschichte, redigiert von Ursula Jecklin, Bd. 2, 1993.
Weblinks
Weitere Links
e-LIR

Zitiervorschlag

Max Hilfiker: "Bavier", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021888/2002-06-18/, konsultiert am 28.03.2024.