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Marc-AugustePictet

Porträt von Marc-Auguste Pictet. Stich von Abraham Bouvier nach einem Porträt von Firmin Massot, 1809 (Bibliothèque de Genève; Fotografie A. & G. Zimmermann).
Porträt von Marc-Auguste Pictet. Stich von Abraham Bouvier nach einem Porträt von Firmin Massot, 1809 (Bibliothèque de Genève; Fotografie A. & G. Zimmermann).

23.7.1752 Genf, 19.4.1825 Genf, reformiert, von Genf. Sohn des Charles, Offiziers in holländischen Diensten, und der Marie Dunant. Bruder des Charles (->). 1776 Suzanne Turrettini, Tochter des Jean-Jacques, Advokaten. Nach Studien an der Akademie Genf erwarb Marc-Auguste Pictet 1774 das Advokatspatent. Er begleitete Horace Bénédict de Saussure auf den Mont-Blanc und 1778 auf den Gipfel des Mont Buet, führte für ihn hypsometrische Untersuchungen durch und erstellte 1786 eine Karte der Region Mont-Blanc. 1786-1825 war er Professor für Naturphilosophie (Physik und Chemie) an der Akademie Genf und 1790-1819 Direktor des Genfer Observatoriums. Ab 1784 gab er auch öffentliche Vorlesungen über experimentelle Physik sowie kostenlose Kurse in Mechanik für Handwerker.

Seine ersten beiden Reisen nach England 1775-1776 und 1787 überzeugten Pictet von den liberalen Ideen sowie vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenzial der Wissenschaft und Technik. Zwar scheiterte 1796 sein Versuch, in Genf eine Feinporzellanmanufaktur zu gründen, doch in der Société pour l'encouragement des arts, der er 1799-1825 vorstand, stellte er sich für unzählige technische Expertisen zur Verfügung. 1796 gehörte er zu den Mitgründern der Bibliothèque britannique. Hier betreute er als Redaktor die Reihe «Sciences et Arts», die zu einem der wichtigsten Instrumente zur Verbreitung der wissenschaftlichen und technischen Ergebnisse englischer und schottischer Gelehrter wurde. Darin plädierte er für meteorologische Untersuchungen – 1817 gründete er eine Wetterstation auf dem Grossen St. Bernhard –, die Pockenimpfung, die Elektrochemie, die Untersuchung von Meteoriten, geodätische Messungen sowie die elektromagnetische Forschung. Ferner stellte er nützliche Erfindungen wie Sparherde, Thermo- und Bergmannslampen vor.

Als Mitglied des Rats der Zweihundert 1782 kämpfte Pictet sowohl gegen die Négatifs, die Anhänger des Ancien Régime, als auch gegen die Revolutionäre. 1783 trat er deshalb aus dem Rat der Zweihundert und 1793 aus der Genfer Nationalversammlung aus. 1798 unterschrieb er den Vereinigungsvertrag von Genf mit Frankreich und 1802 nahm er die Wahl ins Tribunat an, in dem er sich vergeblich für die Handelsfreiheit und einen Frieden Frankreichs mit England einsetzte. 1807-1813 gehörte er zu den Generalinspektoren der kaiserlichen Universität Napoleons, lehnte aber 1810 das Rektorat der Akademie Strassburg ab. Während dreissig Jahren setzte sich Pictet als Vorkämpfer für die Genfer Wissenschaft ein, unterhielt enge Kontakte zu Gelehrten in Frankreich, Grossbritannien, Italien sowie Deutschland und gehörte ab 1815 zu den Promotoren der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. Nachdem er sein Leben der Förderung von Wissenschaft und Technik verschrieben hatte, beunruhigte ihn im Alter die durch die Mechanisierung ausgelöste Verarmung der Arbeiter. 1818-1819 versuchte er erfolglos, die Philanthropen in einer europäischen Gemeinnützigen Gesellschaft zu vereinen. Nach ihm wurde ein Mondkrater benannt.

Quellen und Literatur

  • Correspondance, hg. von R. Sigrist, 4 Bde., 1996-2004
  • J. Rilliet, J. Cassaigneau, Marc-Auguste Pictet, ou, Le rendez-vous de l'Europe universelle, 1995
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Zitiervorschlag

René Sigrist: "Pictet, Marc-Auguste", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.01.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021593/2011-01-18/, konsultiert am 28.03.2024.