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Palagnedra

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Locarno, 2009 mit Borgnone und Intragna zur Gemeinde Centovalli fusioniert. Palagnedra erstreckte sich am Südhang des Centovalli vom Talgrund bis zum Gipfel des Gridone und umfasste das auf einer grossen Terrasse gelegene gleichnamige Dorf sowie verschiedene Ortsteile, darunter Bordei. 1379 Pallagnidrio. 1850 337 Einwohner; 1900 267; 1950 298; 2000 109; 2008 123.

Palagnedra: Situationskarte 2008 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.
Palagnedra: Situationskarte 2008 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.

Im MA war P. administratives und kirchl. Zentrum der im 13. Jh. erwähnten Talgemeinde Centovalli, unterstand bis ins 16. Jh. der Landschaft Locarno und Ascona, dann der Vogtei Locarno. 1864 wurde das Dorf selbstständig. Die zwischen 1640 und 1732 erbaute und 1964-66 bzw. 1999-2001 restaurierte Kirche S. Michele, zugleich Mutterkirche des Tals, enthält den besterhaltenen spätgot. Freskenzyklus von Antonio da Tradate. Früher wurde Land- und Weidewirtschaft betrieben. Ab dem 16. Jh. kamen die Einkünfte aus der saisonalen Auswanderung nach Italien dazu: Aus P. zogen v.a. Träger und ab dem 19. Jh. Garköche in die Toskana. Bis in die 1950er Jahre begünstigte die Nähe der ital.-schweiz. Grenze den Schmuggel. 1950-52 wurde ein Staudamm zur Nutzung der Wasserkraft erbaut. 2005 stammte über ein Drittel der Arbeitsplätze in P. aus dem Primärsektor.

Quellen und Literatur

  • V. Gilardoni, «Gli statuti della terra di Palagnedra dell'antico comune di Centovalli», in AST, Nr. 86-87, 1981, 234-304
  • G. Chiesi, Le pergamene dell'Archivio comunale di Palagnedra, 1993
  • S. Boscani Leoni, «Gli affreschi dell'antico coro della chiesa di San Michele a Palagnedra», in Pittura medievale e rinascimentale nella Svizzera italiana, hg. von E. Agustoni et al., 2000, 96-104
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Rodolfo Huber: "Palagnedra", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2023, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002117/2023-11-03/, konsultiert am 28.03.2024.