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Jenny

Sehr verbreitetes, reformiertes Glarner Geschlecht, das in Ennenda, Sool, Schwanden, Glarus, Mitlödi und Niederurnen verbürgert ist und in der Mehrheit vermutlich auf den aus dem Bernbiet zugewanderten Heinrich (erwähnt 1477-1499) zurückgeht. Sein Sohn Peter amtierte 1522 als Landweibel und 1530 als Landvogt von Mendrisio. Enkel Heinrich (->) war 1555 der erste Landammann der Familie. Als Mitbegründer des Grosshandels und Pioniere der Industrialisierung im Kanton Glarus traten die Jenny jedoch in der Politik weniger hervor. Sie stellten zweimal den Landammann (Caspar ->, Heinrich ->) und mit Caspar (->), Heinrich (->), Peter (->) und Peter (->) vier eidgenössisches Parlamentarier.

Der Aufstieg der Familie begann im 17. Jahrhundert mit dem Schiefertischhandel, wie die Biografie von Balthasar (->) zeigt. Ab dem 18. Jahrhundert wandten sich die Jenny dem Textilgeschäft zu. Die Wienerhandlung Jenny, Aebli & Co., so Johann Rudolf (->), exportierte im 18. Jahrhundert Textilien nach Österreich, Polen und Russland und gründete im Ausland Fabriken. Mitglieder der Familie wanderten nach St. Petersburg, Riga und Südrussland aus. Die Firma Salomon Jenny & Söhne war in Triest domiziliert, deren Nachkommen Textilfabriken in Vorarlberg betrieben. Die Deutschländerhandlung Jenny & Streiff, unter anderem mit Daniel (->), existierte bis 1819. Der 1808 gegründete Handwebereiverlag Bartholome Jenny & Cie. – Adolf (->), Bartholomäus (->), Daniel (->), Fridolin (->) – trieb mit Italien Handel, fusionierte 1827 mit der Druckerei Gebrüder Trümpy und entwickelte sich zu einem der führenden Unternehmen des Kantons. 1846-1847 wurde er um eine mechanische Spinnerei und Weberei in Haslen (GL) erweitert (heute Daniel Jenny & Co.). Die Firma Enderlin & Jenny, unter anderem Fritz (->) und Kaspar (->), besass ab 1836 eine mechanische Spinnerei in Ziegelbrücke, ab 1851 eine Weberei in Niederurnen sowie Fabriken in Triesen und Turin (heute Jenny Fabrics AG). In Ennenda fusionierten 1836 die Jenny & Cie. (Fridolin ->) und die Druckfabrik Daniel Freuler zur Druckerei Jenny & Cie., die 1856-1967 in Mollis eine Spinnerei bzw. Weberei inne hatte. Die Firma P. Blumer & Jenny in Schwanden (GL) und Ancona (Marken) war verbunden mit der Druckerei Jenny & Blumer in Schwanden und der Spinnerei bzw. Weberei Gebrüder Jenny in Luchsingen. Diese Verbindung von Spinnerei, Weberei, Druckerei und Handelshaus im gleichen Unternehmen war charakteristisch für das 19. Jahrhundert. Die Jenny assozierten mit Kaufmanns- und Unternehmerfamilien wie den Aebli, Altmann, Becker, Blumer, Freuler, Oertli, Schiesser, Schindler, Streiff und Trümpy. Aus diesen Kreisen wählten sie auch ihre Ehepartner.

Quellen und Literatur

  • J.J. Kubly-Müller, Die Jenny-Fam. im Kt. Glarus, 1929
  • J.J. Kubly-Müller, «Die Landammänner von Glarus, 1242-1928», in JbGL 46, 1932, 41 f.
  • Schweiz. Geschlechterbuch 7, 292-303, 793-823
  • I. Tschudi-Schümperlin, J. Winteler, Wappenbuch des Landes Glarus, 1937, 44
  • F. Stucki, 50 alte Glarner Fam., 1989, 45-49
  • R. von Arx et al., Industriekultur im Kt. Glarus, 2005
  • A. Kaufmann, Spinnen, Weben, Drucken. Pioniere des Glarnerlandes. Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Bd. 99, 2014, 48-102

Zitiervorschlag

Veronika Feller-Vest: "Jenny", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.01.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021038/2018-01-25/, konsultiert am 18.04.2024.