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Blumer

Familie der Glarner Oberschicht, vom 14. Jahrhundert an im Eschentagwen belegt, 1423 urkundlich bezeugt. Nach der Reformation gewannen einige Linien des weit verzweigten reformierten Geschlechts grossen Einfluss im Land. Sie waren vom 16. Jahrhundert an ständig im Rat und in den Landesbehörden (Schrankenherren) vertreten. Im 18. Jahrhundert stellten sie nach den Zwicky die meisten Schrankenherren. Viele Blumer amtierten als Landvögte, so Fridolin (->). Zu den politisch führenden Familien zählten die Blumer jedoch erst im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit Cosmus (->), Eduard (->), Johann Jakob (->) und Leonhard (->). Bedeutsam war auch ihre wirtschaftliche Stellung. Bis ins 18. Jahrhundert bildete Grundbesitz, insbesondere Alpen im Glarner Hinterland, die Vermögensbasis. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an trugen Blumer erheblich zur Entwicklung von Handel und Industrie in Glarus bei: An dem von Peter (->) gegründeten bedeutendsten Unternehmen P. Blumer & Jenny waren auch Conrad (->), Fridolin (->) und Melchior (->) beteiligt. Das Unternehmen mit Handelshaus und Reederei in Ancona, Druckerei, Spinnerei und Weberei in Schwanden (GL) und Luchsingen, entwickelte sich bis um 1860 zur Weltfirma. Als erste Glarner Firma führte es 1842 den Batikdruck ein. Mitglieder der Familie übernahmen die Färberei und Druckerei Holenstein. Johann Heinrich (->) führte die 1740 gegründete erste Baumwolldruckerei Oberdorf Glarus fort. Andere Familienangehörige errichteten 1813 die erste mechanische Spinnerei in Glarus, die 1836 nach Murg verlegt wurde. Johannes (->) und Othmar (->) wirkten am Aufbau von Textilunternehmen in der Ostschweiz mit, Johann Jakob (->) und Peter (->) beteiligten sich an der Gründung von Handelsfirmen und Fabriken in Italien, Norwegen, Dänemark und Russland mit. Samuel (->) gründete die Therma AG in Schwanden. Die unternehmerisch tätigen Blumer hielten sich von der Politik fern. Ihre Ehepartner stammten aus Kaufmanns- und Unternehmerkreisen. Verwandtschafts- und Heiratsverbindungen waren bei der Kapitalbeschaffung von grosser Bedeutung. Vom 19. Jahrhundert an verbanden sich Mitglieder der Familie Blumer vermehrt mit der politischen Elite.

Quellen und Literatur

  • Schweiz. Geschlechterbuch 5, 41-57; 8, 73-120
  • W. Blumer, Gesch. der Blumer, 1960
  • W. Blumer, Notizen und Beitr. zur Gesch. der Blumer, 1970
  • I. Tschudi-Schümperlin, J. Winteler, Wappenbuch des Landes Glarus, 21977, 22 f.
  • F. Stucki, 50 alte Glarner Fam., 1989, 19-23

Zitiervorschlag

Veronika Feller-Vest: "Blumer", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021027/2004-06-03/, konsultiert am 29.03.2024.