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Lottigna

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Blenio, seit 2004 mit Castro, Corzoneso, Dongio, Largario, Leontica, Marolta, Ponto Valentino und Prugiasco Teil der Gemeinde Acquarossa. Das im mittleren Bleniotal gelegene Lottigna umfasste das gleichnamige Dorf auf einer Terrasse links des Brenno sowie die Fraktion Acquarossa in der Talsohle. 1201 Lotingnia, deutsch früher Luthynien. 1682 105 Einwohner; 1808 101; 1850 136; 1900 125; 1950 131; 1970 79; 2000 79; 2003 67.

Lottigna: Situationskarte 2003 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Lottigna: Situationskarte 2003 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Im Mittelalter teilte Lottigna die Geschicke des Bleniotals. Während der rund drei Jahrhunderte dauernden eidgenössischen Herrschaft war Lottigna Sitz der Vertreter von Uri, Schwyz und Nidwalden. Zentrum der gemeinen Herrschaft Blenio war der Palazzo del Pretorio (auch casa dei landfogti genannt), ein stattliches, mit zahlreichen Wappen geschmücktes Gebäude (1968-1972 renoviert), das unter Verwendung älterer Grundmauern (1461) wohl im 16. Jahrhundert erbaut worden war. Nach der Gründung des Kantons Tessin diente es als Gefängnis und Bezirksgericht. Letzteres wurde 1891 nach Acquarossa, anschliessend nach Comprovasco verlegt. Seit 1979 beherbergt es mit dem Museo di Blenio das wichtigste Museum des Tals. Die heutige Kirche Santi Pietro e Paolo geht auf das Jahr 1632 zurück. Ein der Mutter Gottes geweihter Vorgängerbau ist schon im 13. Jahrhundert belegt. Die im Talgrund errichtete Kapelle San Sebastiano ist mit bedeutenden spätgotischen Fresken ausgestattet (1445, restauriert 1995). Die Pfarrei entstand 1555 nach der Loslösung von Torre; 1927 wurden die beiden Pfarreien wieder vereint. Die Wirtschaft von Lottigna fusste vor allem auf Ackerbau und Viehzucht sowie auf Einkünften aus der Auswanderung. 1887 wurde in Acquarossa das Albergo delle Terme (Mineralquellen, Fango) eröffnet, das sich zum touristischen Zentrum des Tals entwickelte, 1971 aber seine Tore schloss. Bestrebungen zur Wiedereröffnung sind im Gange. 2000 stellte der Dienstleistungssektor einen Drittel der Arbeitsplätze in Lottigna; zwei Drittel der Erwerbstätigen waren Wegpendler.

Quellen und Literatur

  • MDT, Serie 3
  • F. Ambrosetti et al., Blenio 71, 1972
  • L. Solari, Blenio: una valle a confronto, 1998

Zitiervorschlag

Sonia Fiorini: "Lottigna", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.03.2021, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002056/2021-03-04/, konsultiert am 28.03.2024.